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       # taz.de -- Bund will Erkundung von Gorleben stoppen: Ende des potenziellen Endlagers?
       
       > Die Bundesregierung will die Arbeiten in Gorlebens Salzstock laut einem
       > als „Einigungsvorschlag“ betitelten Papier des Umwelt-ministeriums
       > beenden. Kritiker warnen.
       
   IMG Bild: Im Salzstock geht das Licht aus: laut Umweltminister Röttgen steht eine Einigung in der Endlagerfrage Gorleben unmittelbar bevor.
       
       GÖTTINGEN taz | Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat ein
       Moratorium für die Arbeiten im Salzstock Gorleben vorgeschlagen, um die
       stockenden Bund-Länder-Gespräche über ein Endlagersuchgesetz wieder in Gang
       bringen.
       
       Die bergmännische Erkundung des Gorlebener Salzstocks soll in diesem Jahr
       „zu einem vorläufigen Abschluss gebracht und auf dieser Basis in das neue
       Standortauswahlverfahren überführt“ werden, heißt es in einem der taz
       vorliegenden und als „Einigungsvorschlag“ betitelten Papier des
       Umweltministeriums.
       
       Für mindestens einen weitereren untertägig zu untersuchenden Standort soll
       Gorleben „Vergleichsstandort“ bleiben. Das Gorlebener Erkundungsbergwerk
       soll bis zu einer Standortentscheidung offengehalten werden, sofern der
       Salzstock nicht vorher aus dem Verfahren ausscheidet.
       
       Ein „Forschungslaborbetrieb“ soll unter Tage auch während des Moratoriums
       möglich sein. Auch die umstrittene „Vorläufige Sicherheitsanalyse
       Gorleben“, mit der Röttgen nach Ansicht von Kritikern die Eignung des
       Salzstocks beweisen lassen will, wird gemäß des Vorschlags zu einem
       „qualifizierten Abschluss“ gebracht.
       
       Im November vergangenen Jahres hatten sich Bund und Länder auf einen
       Neustart bei der Endlagersuche verständigt. Die zukünftige Rolle Gorlebens
       ist einer der Knackpunkte bei den Verhandlungen. Während Atomkraftgegner
       ein endgültiges Aus für den Standort fordern, hatten Grüne und SPD
       grundsätzlich zugestimmt, dass der Salzstock im Pool der zu untersuchenden
       Standorte bleibt. Ein für den 11. März angesetztes Treffen der
       Bund-Länder-Arbeitsgruppe war von den Oppositionsparteien aber kurzfristig
       abgesagt worden.
       
       ## „Griff in die Trickkiste“
       
       Bei Atomkraftgegnern stieß der Vorschlag gestern auf scharfe Kritik. Das
       angebotene Moratorium diene dazu, SPD und Grüne bei den Endlagergesprächen
       ins Boot zu bekommen, sagte Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative (BI)
       Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Gleichzeitig warnte Ehmke die
       Oppositionsparteien vor dem „vergifteten Vorschlag“. Bundesumweltminister
       Norbert Röttgen halte an Gorleben als Referenzstandort fest.
       
       In die Erkundung des Salzstocks seien bereits 1,6 Milliarden Euro
       geflossen. Die Anti-Atom-Organisation „Ausgestrahlt“ sprach von einem
       „Griff in die Trickkiste“. Mit einem vorläufigen Erkundungsstopp erkaufe
       sich die Regierung nur Zeit, um den Standort in einigen Jahren umso besser
       durchsetzen zu können, sagte Sprecher Jochen Stay.
       
       Greenpeace verlangte, der „untaugliche Salzstock Gorleben muss ohne
       Rückfahrkarte aus der Standortauswahl ausgeschlossen werden“. Auch im
       Offenhaltungsbetrieb rangiere Gorleben mit weitem Erkundungs- und
       Ausbauvorsprung vor allen anderen Standorten. Auch die Grünen im
       niedersächsischen Landtag lehnen den Vorschlag ab.
       
       „Minister Röttgen versucht es mit einer taktischen Pause“, erklärte
       Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. Die Einrichtung eines Forschungslabors
       solle es offenbar rechtlich ermöglichen, die Salzrechte des Grafen Andreas
       Bernstorff außer Kraft zu setzen.
       
       23 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reimar Paul
       
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