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       # taz.de -- Mögliches NPD-Verbot: Lohnkürzung für Neonazis
       
       > Die Innenminister beschließen, die V-Leute in der Führungsebene der NPD
       > abzuschalten. Nun sollen Beweise für ein mögliches Verbot gesammelt
       > werden.
       
   IMG Bild: Könnte sich bald ausdemonstriert haben: NPD-Anhänger.
       
       BERLIN taz | Die Informanten des Verfassungsschutzes in der Führungsebene
       der NPD müssen ab Anfang April auf Geld vom Staat verzichten. Bis dahin
       sollen alle vom Geheimdienst für Informationen bezahlten Rechtsextremisten
       in den Vorständen der NPD in Bund und Ländern „abgeschaltet“ werden. Nach
       offiziell nicht bestätigten Angaben sind das 20 von insgesamt 130 V-Leuten
       der Verfassungsschutzämter in der rechtsextremen Partei.
       
       Das haben die Innenminister von Bund und Ländern bei einer Sondersitzung am
       Donnerstagabend beschlossen. Wie immer fiel der Beschluss einstimmig. Im
       nächsten Schritt sollen nun weitere Beweise für ein mögliches Verbot der
       NPD gesammelt werden, um dann im Dezember eine endgültige Entscheidung
       fällen zu können, ob es einen zweiten Anlauf für ein Verbot gibt oder
       nicht. Der erste Versuch war 2003 vor dem Verfassungsgericht an der
       undurchsichtigen V-Leute-Situation gescheitert.
       
       Vor allem die Innenminister der Union äußerten sich am Donnerstag aber
       zurückhaltend, ob es Ende des Jahres wirklich einen neuen Anlauf gibt. „Die
       NPD ist eine verfassungsfeindliche Partei“, sagte Bundesinnenminister
       Hans-Peter Friedrich (CSU). Doch nun müsse man „sehen, ob es gerichtsfeste
       Beweise für die aggressiv-kämpferische Grundhaltung der NPD gibt“. Ein
       Scheitern dürfe man sich nicht leisten. Der nordrhein-westfälische
       Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte: „Das Ziel ist die NPD zu verbieten,
       wenn dies rechtlich möglich ist.“
       
       In die Materialsammlung einfließen sollen aber nicht nur frische Beweise,
       sondern auch das bereits seit 2008 gesammelte Material. Verwertet werden
       sollen auch die Erkenntnisse aus den Ermittlungen gegen die rechtsextreme
       Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Mehrere
       mutmaßliche Helfer des NSU waren früher Kader der NPD.
       
       Bundesinnenminister Friedrich hält es für wahrscheinlich, dass die NPD in
       den kommenden Monaten nun Kreide frisst. Sein Länderkollege aus
       Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), beobachtet das schon jetzt.
       Die Verbindungen der rechtsextremen Partei zu den gewaltbereiten
       Kameradschaften würden momentan „sehr leise gefahren“, sagte er.
       
       22 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolf Schmidt
       
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