URI: 
       # taz.de -- Firefox Version 11: Feuerfuchs wehrt sich gegen Chrome
       
       > Der Open-Source-Browser Firefox verliert Marktanteile – ausgerechnet
       > gegenüber Googles Browser. Die neue Version 11 bietet kleinere
       > Verbesserungen.
       
   IMG Bild: Der Fuchs ist ein Einzelgänger.
       
       Man könnte es eine selbsterfüllende Prophezeiung nennen. Vor ziemlich genau
       einem Jahr entschieden sich die Macher des populären Open-Source-Browsers
       [1][Firefox], ihren Arbeitsprozess zu ändern und statt auf wenige große
       Programmversionen auf viele kleine zu setzen.
       
       Die Begründung: Sie wollten dem Konkurrenzbrowser [2][Chrome] Paroli
       bieten, der nach diesem Verfahren entwickelt wurde und den der
       Internetkonzern Google gerade in den Markt zu drücken versuchte. Damals
       verstanden viele Beobachter in der Web-Szene diese Entscheidung nicht –
       Firefox war so groß und Chrome noch so klein, dass die Firefox-Macher sich
       eigentlich gar nicht hätten darum scheren müssen, was Google da so treibt.
       
       Vorspultaste ins Jahr 2012. Das Szenario, vor dem sich das Firefox-Team
       zwölf Monaten zuvor noch gefürchtet hatte, hat sich mittlerweile
       bewahrheitet: Chrome soll, zumindest nach der letzten Untersuchung des
       Marktforschungsunternehmens Net Market Share, inzwischen 18,9 Prozent
       weltweiten Marktanteil errungen haben.
       
       Der Firefox-Vorsprung ist auf ganze zwei Prozent zusammengeschmolzen „Die
       glorreichen Tage von Firefox sind vorbei“, kommentiert die US-Fachpostille
       Computerworld und prophezeit gleich einen weiteren Niedergang.
       
       ## „Rapid Release“-Zyklus
       
       Tatsächlich haben viele Nutzer nicht verstanden, was das Firefox-Team in
       den letzten Monaten bezweckte. Erschien im März 2011 Firefox 4, ging es von
       April 2011 bis zum März 2012 mit Firefox 5 bis Firefox 11 weiter. Die
       Versionssprünge bedeuteten dabei nicht etwa großartige Änderungen –
       stattdessen ging man „iterativ“ vor, beschleunigte den Browser, ergänzte
       hier und da neue Funktionen, für die man sonst nie eine eigene
       Punkt-Version auf den Markt gebracht hätte.
       
       Das Problem: Während bei Google Chrome fast niemand auf die Versionsnummern
       achtet, wird Firefox in Unternehmen eingesetzt, in denen die IT-Abteilung
       darauf pocht, jede neue Version unter die Lupe zu nehmen. Bei einem „Rapid
       Release“-Zyklus, wie ihn Firefox seit einem Jahr pflegt, kommen EDVler kaum
       hinterher. Hinzu kam, dass Firefox qualitativ nachließ – mit dem neuen
       Druck, alle paar Monate eine neue Version herauszubringen, schlichen sich
       auch Bugs ein.
       
       Wenn es nach dem Firefox-Team geht, wird spätestens mit der gerade
       erschienenen Version 11 nun alles besser. Unternehmen will man mit einem
       sogenannten Langzeit-Release länger garantieren, dass es zu Updates kommt –
       allerdings wird dieser „Firefox ESR“ derzeit noch [3][gut versteckt].
       
       Firefox 11 bringt aber weiterhin nur kleinere Neuerungen mit: So können
       Web-Entwickler die Struktur von Seiten in einer 3D-Ansicht betrachten, die
       HTML5-Unterstützung wurde erweitert und das neue Protokoll SPDY, das eines
       Tages das Web-Protokoll HTTP ersetzen könnte, lässt sich testen.
       
       ## Hoffnung noch nicht aufgegeben
       
       Optimiert wurden außerdem die Synchronisationsmöglichkeiten, die nun auch
       Firefox-Erweiterungen auf mehreren Maschinen abgleichen können. Die
       Hoffnung, Chromes Aufstieg noch zu stoppen, hat das Firefox-Team nicht
       aufgegeben: Firefox 11 kommt mit einem eigenen Migrationswerkzeug, dass es
       erlaubt, Daten und Einstellungen von Chrome zu importieren, auf dass man
       den Google-Browser wieder von der Festplatte verbannen kann. Es dürfte
       spannend werden, wie sich der Wettstreit zwischen Chrome und Firefox
       weiterentwickelt.
       
       Chrome hat Vorteile bei der Geschwindigkeit und fühlt sich insgesamt
       kompakter an, man muss dabei aber akzeptieren, dass Google den Browser
       nutzen könnte, noch mehr Daten zu sammeln, als der Internet-Riese sowieso
       schon vorhält. (Mit etwas Mühe im Einstellungsmenü lassen sich die meisten
       Google-Funktionen, die potenziell Daten senden, allerdings abdrehen.)
       
       Klar ist, dass ein Niedergang von Firefox der Freiheit im Netz nicht dient
       – tatsächlich schickt sich derzeit auch Microsoft wieder an, im Kampf um
       Browser-Marktanteile mitzumischen. Dessen aktuelle
       Internet-Explorer-Version 9 ist technisch durchaus fortschrittlich (siehe
       Kasten). Und dann wäre da auch noch Apple, dessen Browser Safari auf
       Mobilgeräten Marktführer ist, aber auch für PC und Mac zur Verfügung steht.
       
       16 Mar 2012
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.mozilla.org/en-US/firefox/
   DIR [2] http://www.google.com/chrome
   DIR [3] http://www.golem.de/news/unternehmensversion-mozilla-versteckt-firefox-10-esr-1202-89490.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ben Schwan
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Überwachung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neue Thunderbird-Version: Mehr als ein Mailclient
       
       Die Version 15 der E-Mail-Software Thunderbird hat neue Features erhalten.
       Einige, an denen Google 2010 mit „Wave“ scheiterte.
       
   DIR Vor- und Nachteile von Googles Chrome: Der muss nicht böse sein
       
       Googles Web-Browser Chrome hat sich in vier Jahren zum Marktführer
       entwickelt. Das liegt auch daran, dass die Software wirklich gut ist – wenn
       man sie richtig einstellt.
       
   DIR Mozilla stellt Mailprogramm-Entwicklung ein: Nur das Nötigste für den Donnervogel
       
       Die Mozilla Stiftung wird künftig das Mailprogramm Thunderbird nicht mehr
       weiterentwickeln. Stattdessen sollen vor allem Projekte für Mobilgeräte
       bearbeitet werden.
       
   DIR Verhalten von Netznutzern: Das verflixte Drittanbieter-Cookie
       
       Mit Datenkrümeln erfassen Werbefirmen das Surfverhalten von
       Internetnutzern. Sie sollten ausgeschaltet bleiben – doch kaum jemand hält
       sich daran.
       
   DIR Gehackte Zertifikate: Google entfernt Sicherheitsschloss
       
       Google will sicherer werden. Bisher wurden sensible Daten auf Webseiten
       durch die "SSL"-Technik gesichert. Die kann aber gehackt werden.
       Alternativen werden gesucht.
       
   DIR Google-Partnerschaft verlängert: Firefox sichert Haupt-Einnahmequelle
       
       Google wird weiterhin als Standard-Suchmaschine im Internet-Browser Firefox
       eingebaut sein. Damit sichert die Mozilla-Stiftung einen Großteil ihrer
       Einnahmen.