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       # taz.de -- Kommentar Streit um Inklusion: Ein neues Fass aufgemacht
       
       > Als so richtig förderlich für das Kindeswohl ist das Turbo-Abitur ja
       > nicht bekannt. Statt die Kinder auszusortieren, sollten hier die
       > Bedingungen verbessert werden.
       
   IMG Bild: Seit Mai meistens zu Hause mit stundenweisem Einzelunterricht: Sebastian.
       
       Dass sich die Betroffenen (in Gestalt ihrer Verbände) eine
       parteiübergreifende Lösung wünschen, ist verständlich. Aber bei der Frage,
       wie die Inklusion behinderter Schulkinder an niedersächsischen Regelschulen
       umzusetzen sei, ist der Preis für den Konsens hoch. So hochgradig die SPD
       auch auf Verständigung aus war: CDU und FDP wollten partout eine
       Abschulungsmöglichkeit ins Gesetz schreiben.
       
       Gut: Da klingt es etwas weniger problematisch, wenn nicht explizit nur
       behinderte Kinder als potentielles Problem ausgemacht werden. Auch verlangt
       die neue Formulierung den Schulen ja einige Mühen ab, ehe sie ein Kind
       wegschicken können. Doch faktisch bleibt es dabei: Da ist ein Hebel
       geschaffen worden, um den Elternwillen auszuschalten.
       
       Andere Bundesländer kommen ohne diese Klausel aus: Hamburg etwa traut den
       Eltern zu, für ihr Kind selbst die richtige Entscheidung zu treffen.
       
       Wie diese Paragrafen nun gedeutet werden – ob künftig also etwa an
       Bauchschmerzen leidende Kinder ihrem eigenen Wohl zuliebe des Gymnasiums
       verwiesen werden, wird sich zeigen müssen. Mit dem Gesetz wird ein ganz
       neues Fass aufgemacht: Als so richtig förderlich für das Kindeswohl ist das
       Turbo-Abitur bisher ja nicht bekannt. Statt die Möglichkeiten auszuweiten,
       Kinder auszusortieren, sollten hier die Bedingungen verbessert werden. Auch
       das gehört zum Anliegen der Inklusion.
       
       15 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
       ## TAGS
       
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