URI: 
       # taz.de -- Aufbau übernimmt Verlag Blumenbar: Ein richtiger Bestseller kam nie
       
       > Der Blumenbar Verlag wird von Aufbau übernommen. Was das für das Programm
       > bedeutet, wird die Zeit zeigen. Die Gründer sind optimistisch.
       
   IMG Bild: Wo sind nur all die Blumen hin?
       
       BERLIN taz | Munter weiter geht das Verlagssterben. Nachdem im letzten Jahr
       bereits Eichborn in die Knie und unter das Dach von Bastei-Lübbe gehen
       musste, wird nun auch der Berliner Blumenbar Verlag seine Unabhängigkeit
       aufgeben. Aufbau-Eigentümer Matthias Koch, der im Wettbieten um den
       Frankfurter Verlag mit der Fliege noch den Kürzeren zog, übernimmt
       Blumenbar, die bereits als Mieter im Aufbau-Haus am Moritzplatz
       residierten, als Imprint.
       
       Die finanziellen Schwierigkeiten bei Blumenbar hatten sich schon länger
       angedeutet. Veröffentlichungstermine zu Büchern von Richard Milward, Lena
       Andersson und Jasmin Ramadan wurden mehrfach verschoben. Ramadans
       „Fehrmanns Spezialitäten“ erscheint nun unter anderem Titel im
       Frühjahrsprogramm des Klett-Imprints Tropen, bei Blumenbar erscheint diesen
       Frühling nichts.
       
       Nachdem sie schon länger Literatursalons in ihrer Münchener Wohnung
       abhielten, die in der Blumenstraße gelegen schnell unter dem Namen
       Blumenbar firmierten, gründeten Lars Birken-Bertsch und Wolfgang Farkas
       2002 den Verlag. Ein unkonventionelles Programm mit Autoren wie Peter
       Licht, Raul Zelik oder Matias Faldbakken in Tateinheit mit liebevoll
       gestalteten Büchern machten aus Blumenbar schnell eine feste Größe im
       deutschsprachigen Literaturbetrieb.
       
       2008 ging man eine Vertriebspartnerschaft mit dem Berlin Verlag ein und gab
       dafür den Standort München auf. Zuvor war mit dem Frankfurter Anwalt Peter
       Smeets bereits ein Investor eingestiegen, man wähnte sich gut aufgestellt.
       Woran hat’s also gelegen? „Von den jungen Verlagen waren wir unter den
       Erfolgreichsten, aber eben nicht erfolgreich genug“, bekennt Farkas, „ein
       richtiger Bestseller kam halt nie.“
       
       ## Erfolgreich, aber nicht erfolgreich genug
       
       Einen solchen aber brauchen unabhängige Programmverlage für die schwarze
       Null, sofern sie nicht an der offenen Hand eines Mäzens hängen. Smeets
       hingegen wollte mit seinen Anteilen Geld verdienen und stand weiteren
       Investitionen zuletzt skeptisch gegenüber.
       
       Der Neuanfang des Verlags im Aufbau-Portfolio darf durchaus als solcher
       bezeichnet werden, denn anders als in den Fällen Eichborn und Tropen wurde
       Blumenbar nicht als Verlag gekauft, lediglich die Marke wechselt den
       Besitzer. Farkas, der letzte Verbliebene der Blumenbarbelegschaft, wird
       daher nicht leitender Programmchef bleiben, sondern zunächst als freier
       Berater für Aufbau arbeiten. Auch den Autoren ist freigestellt, den Weg in
       die Abhängigkeit mitzugehen. Das Blumenbar-Zugpferd Zelik hat sich bereits
       Suhrkamp angeschlossen.
       
       Man darf also gespannt sein auf das erste Programm von Blumenbar unter der
       Verantwortung des Aufbau Verlages, welches nach jetzigem Stand der Dinge im
       Frühjahr 2013 erscheinen wird.
       
       Farkas beteuert, dass die die programmatischen Eigenheiten Blumenbars durch
       die Übernahme nicht verwässern: „Blumenbar wird idealerweise weiterhin neue
       Formate wagen, jüngere Literatur machen, Internationales und
       Wiederentdeckungen. Einen Radikalschnitt sollte es nicht geben.“ Zumindest
       behalten beide Gründer Blumenbar im Auge – Lars Birken-Bertsch arbeitet
       seit letztem Jahr in Aufbaus Werbeleitung.
       
       15 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Moritz Scheper
       
       ## TAGS
       
   DIR Körper
   DIR Roman
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kolumne Einfach gesagt: Eine perfide Art der Traurigkeit
       
       Ist Sympathie eine Erschlaffung des Geistes? Sympathie ist nichts als
       Mitgefühl. Und das pflegen wir nur mit denjenigen zu haben, die wir mögen.
       Das ist falsch.
       
   DIR Roman über den Rassismus der Mitte: Während Deutschland entgleiste
       
       In „Hotel Jasmin“ lässt die Autorin von „Soul Kitchen“, Jasmin Ramadan, die
       ProtagonistInnen ihren Rassismus selbst entlarven.
       
   DIR Bastei Lübbe plant Übernahme: "Eichborn ist nicht verloren"
       
       Der insolvente Frankfurter Eichborn-Verlag ist möglicherweise gerettet -
       durch ein Angebot von Bastei-Lübbe-Verleger Stefan Lübbe.
       
   DIR Eröffnung des Aufbau-Hauses in Kreuzberg: Betongewordene Idee
       
       Der neue Sitz des Aufbau Verlags in Berlin-Kreuzberg wurde mit viel Pomp
       eröffnet. Entstanden ist ein Miteinander von Hochkultur,
       Selbermach-Aktivismus und Manufactum-Flair.
       
   DIR Neuer Sitz des Aufbau Verlags: Wundertüte für gehobene Ansprüche
       
       Inklusive Theater, Kindergarten und Kreativzentrum: Der neue Sitz des
       Aufbau Verlags in Berlin-Kreuzberg gleicht einem Raumschiff für Handwerk
       und Lebenskunst.
       
   DIR Die Zukunft der kleinen Verlage: Mitten im Mahlstrom
       
       Die unabhängigen Kleinverlage haben sich konsolidiert. Doch nur wenn sie
       ihr Publikum ständig aufs Neue überraschen, können sie überleben.