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       # taz.de -- Klinik-Chef plädiert für „nicht schuldig“: „Schleichender Prozess“ an der Weser
       
       > Ein Untersuchungsausschuss des Bremer Landtags untersucht den
       > Klinik-Skandal um die toten Frühchen. Jetzt sagte der zuständige
       > Krankenhaus-Manager aus.
       
   IMG Bild: Hat der eigenen Meinung folgend alles richtig gemacht: Diethelm Hansen, Ex-Chef der kommunalen Bremer Klinik-Holding (links).
       
       BREMEN taz | Der – inzwischen freigestellte – Chef der kommunalen Bremer
       Klinik-Holding, Diethelm Hansen, hat ausführlich vor dem
       Untersuchungsausschuss des Landtags ausgesagt, der den Bremer
       Klinik-Skandal untersuchen will. Für ihn ist die Welt im Grunde in Ordnung:
       Da gab es „den schlimmsten Fall, der passieren kann“, den Tod der Frühchen,
       aber seine Kliniken waren auf dem richtigen Weg und im Grunde wurde auch
       alles richtig gemacht.
       
       Auch dass er am 1. 3. 2012 „freigestellt“ wurde, als Gesundheits-Senatorin
       Renate Jürgens-Pieper (SPD) erklärte, sie habe in einem „schleichenden
       Prozess“ das Vertrauen in ihn verloren, versteht er nicht. Konsequenzen aus
       dem Tod der Frühchen? „Die liegen im Bereich der Hygiene“, erklärte er.
       Dafür seien Ärzte und die Hygiene-Fachleute des Klinikums Mitte zuständig.
       
       Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate ist die Intensivstation für
       Frühchen in Bremen geschlossen. Nun wurde auch die angrenzende Geburtshilfe
       zugemacht. Experten suchen verzweifelt nach der Ursache für die
       Klebsiellen-Infektionen, die 2009 und 2011 auf der Intensivstation
       auftraten. Im vergangenen Jahr starben daran drei Frühchen. Die Station
       wurde danach vollkommen renoviert. Und dennoch tauchten die resistenten
       Darmkeime im Februar 2012 wieder auf. Zwei Babys starben.
       
       Bisher gibt es keine Erklärung, warum die Bakterien wieder auftraten.
       Insbesondere der letzte Ausbruch, so sagt der neue Leiter der Station, sei
       ihm vollkommen unerklärlich. Denn inzwischen entspricht die Station den
       höchsten Standards und das Personal dürfte auch höchst sensibilisiert sein.
       
       ## Personalknappheit?
       
       Das war nicht immer so. Im Herbst haben Fachleute bauliche Mängel auf der
       Station festgestellt, die zum vollkommenen Umbau geführt haben – insgesamt
       300.000 Euro wurden in den Räumen, die 12 Betten umfassen, investiert.
       
       War das Personal zu knapp auf der Station? Der Kaufmann Hansen sagt nein,
       meist seien bundesweit geltende Normen eingehalten worden. Heftige
       Beschwerden von Ärzten seien normal in Zeiten des Personalabbaus. Dass über
       die Hälfte des Pflegepersonals keine spezielle Ausbildung für die
       Intensivstation gehabt habe, habe nicht er, sondern die Leitung des
       Klinikums Mitte zu verantworten.
       
       Die Stadt stellte Hansen frei, nachdem Ende März bekannt wurde, dass der
       Chef-Hygieniker fünf Monate nach dem Beginn des Klinik-Skandals eine Akte
       mit „Fällen“ aus dem Jahre 2009 gefunden hatte sowie im Kühlschrank eine
       Probe. Bisher gab es keine elektronische Dokumentation der Infektionen. Der
       Klinik-Ausschuss hatte daraufhin eine Durchsuchung der Räume angeordnet.
       
       8 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Wolschner
       
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