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       # taz.de -- Länderspiel Deutschland gegen Frankreich: Ohne Stars kein Glanz
       
       > Ohne mehrere Stammspieler kam die DFB-Elf nicht auf Touren und verlor das
       > Länderspiel gegen Frankreich – verdient. Der Anschlusstreffer von Cacau
       > kam zu spät.
       
   IMG Bild: Cacaus Treffer: Schick, aber nicht ausreichend.
       
       BREMEN dpa | 100 Tage vor dem EM-Auftakt haben Joachim Löws Titeljäger
       einen kräftigen Schuss vor den Bug erhalten. Ohne ein halbes Dutzend
       Stammkräfte unterlag die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch in Bremen
       Frankreich mit 1:2 (0:1) und wartet weiter auf den ersten Sieg gegen den
       wiedererstarkten Ex-Weltmeister seit 25 Jahren.
       
       Olivier Giroud (21.) und Florent Malouda (69.) erzielten die Tore für die
       jetzt 18 Mal ungeschlagene „Equipe tricolore“ und dämpften damit zugleich
       die große Euphorie um Mesut Özil und Co. Dem eingewechselten Cacau gelang
       in der Nachspielzeit noch der Anschluss, doch das erste Länderspieltor
       gegen die Franzosen seit 22 Jahren war zu wenig.
       
       „Man ärgert sich schon, wie wir das Spiel verloren haben. In der zweiten
       Halbzeit haben wir nicht mehr zu unserem Spiel gefunden, von daher ist das
       1:2 verdient“, kommentierte Bundestrainer Löw die 90 Minuten. Gerade in der
       Defensive müsse man noch „einiges tun“.
       
       „Man darf das Spiel nicht überbewerten, aber wir müssen uns schon fragen,
       warum wir so leichtfertig gespielt haben. Das war ein bisschen
       undiszipliniert“, ärgerte sich der eingewechselte Thomas Müller über die
       erste deutsche Länderspiel-Niederlage seit dem 1:2 gegen Australien im März
       2011. Abwehrspieler Mats Hummels beklagte die fehlende „Balance“ im Team.
       
       ## Reus findet nicht ins Spiel
       
       Löw setzte trotz der prominenten Ausfälle von Leistungsträgern wie Philipp
       Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski seine Experimente fort,
       doch ohne die Etablierten konnte die DFB-Auswahl nicht an die Fußball-Gala
       beim 3:0 gegen die Niederlande im November vorigen Jahres anknüpfen. Gegen
       die taktisch hervorragend eingestellten „Bleus“ kamen die Deutschen lange
       Zeit nicht recht auf Touren, auch wenn das Bemühen um Spaßfußball
       unverkennbar war.
       
       Auch Marco Reus, dem Löw als Belohnung für seine starken Leistungen in
       Mönchengladbach im rechten Mittelfeld den Vorzug vor WM-Torschützenkönig
       Thomas Müller gegeben hatte, fand keine rechte Bindung zum Spiel. Für Andre
       Schürrle auf der linken Seite war die Partie schon kurz vor der Halbzeit
       beendet.
       
       Dann musste der Leverkusener nach einem Foul von Mathieu Debuchy mit einer
       Knorpelverletzung an der Nase vom Feld. Seinen Platz im Team nahm Müller
       ein. Auch für Franck Ribéry dauerte die Begegnung nur 45 Minuten, dann
       musste der nach einem Zusammenprall mit Reus früh gehandicapte Bayern-Star
       seinen Platz räumen.
       
       Als echter Kapitän erwies sich in seinem 114. Länderspiel Miroslav Klose.
       Der Wahl-Römer holte sich bei seinem 45-minütigen Einsatz die Bälle schon
       in der Hälfte des Gegners und gab auf dem Spielfeld lautstarke Anweisungen,
       im Abschluss war er aber glücklos. Zwei Mal verhinderte Frankreichs Torwart
       Hugo Lloris das 64. Länderspiel-Tor des 33-Jährigen. Auf der Gegenseite bot
       der Bremer Tim Wiese in seinem Heimspiel eine tadellose Leistung - und ging
       dennoch auch in seinem sechsten Länderspiel nicht als Sieger vom Platz.
       
       ## Erste Chance für Frankreich
       
       Erstmals seit dem 1:5 gegen England im September 2001 lief die DFB-Elf zu
       Hause wieder in Grün auf, und wie damals erwies sich die Farbe auch beim
       letzten Test vor der Nominierung des EM-Aufgebots nicht als Glücksbringer.
       Mit viel Tempo versuchte Löws Auswahl zwar sofort das Heft in die Hand zu
       nehmen, die erste Chance des Spiels eröffnete sich allerdings den Gästen.
       
       Beim Kopfball von Yohan Cabaye (16.) tauchte Wiese aber reaktionsschnell
       nach unten und verhinderte das drohende 0:1. Fünf Minuten später konnte
       auch der Werder-Keeper den Rückstand durch Giroud nicht verhindern. Der
       zögernde Dennis Aogo hatte Debuchy ungehindert flanken lassen.
       
       Ein Beispiel ihrer spielerischen Klasse lieferte die deutsche Elf in der
       11. Minute bei einer schnellen Kombination zwischen Sami Khedira, Özil und
       Klose. Doch davon bekamen die Fans im Weserstadion vor der Pause nur wenige
       Kostproben zu sehen. Erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit kam mehr
       Zug in die Aktionen der Hausherren.
       
       In der 33. Minute vergab der emsige Klose frei vor Frankreichs Keeper
       Lloris das 1:1, 60 Sekunden später verhinderte der Pfosten beim Kopfball
       von Holger Badstuber den möglichen Ausgleich. Vier Minuten vor der Pause
       vereitelte Lloris mit der nächsten Rettungstat erneut einen Klose-Treffer.
       
       Die technisch beschlagenen Franzosen zeigten im zweiten Durchgang weiter
       das effizientere Offensivspiel, während sich bei den Deutschen die
       Ungenauigkeiten häuften. In der 58. Minute verhinderte Wiese beim Schuss
       von Giroud einen weiteren Gegentreffer, wenig später vergab Mathieu
       Valbuena freistehend die mögliche Entscheidung (63.). Doch mit dem 0:2
       durch den eingewechselten Malouda war Niederlage endgültig besiegelt.
       Cacaus 1:2 war nur noch Kosmetik.
       
       1 Mar 2012
       
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