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       # taz.de -- Digitalkanäle von ARD und ZDF: Beck will ans Messer
       
       > Deutschlands oberster Medienpolitiker Kurt Beck (SPD) fordert ARD und ZDF
       > auf, digitale Info- und Kulturkanäle aufzugeben. Die große Koalition fürs
       > Abschalten ist perfekt.
       
   IMG Bild: Digital? Dort ins Eckchen! Kurt Beck.
       
       BERLIN taz | Bislang forderte vor allem die CDU/CSU, ARD und ZDF sollten
       endlich mehr sparen und mangels Erfolg einen Teil ihrer neuen digitalen
       Spartenkanäle wieder dicht machen.
       
       Jetzt legt auch die SPD mit ihrem obersten Medienpolitiker nach: In der am
       Samstag erscheinenden aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift epd medien
       schreibt der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck, die
       öffentlich-rechtlichen Sender sollten ihre digitalen Neuzugänge wie
       EinsExtra (ARD) oder ZDFinfo abschaffen, und sich lieber auf das
       Gemeinschaftsprogramm Phoenix konzentrieren.
       
       "Alles auf einmal geht nicht", schreibt Beck in seinem Gastbeitrag. Es gebe
       kaum Spielraum für weitere Gebührenerhöhungen, daher müssten sich die
       öffentlich-rechtlichen Sender von Liebgewordenem trennen.
       
       Auch den kulturorientierten Kanälen wie ZDFkultur und EinsFestival (ARD)
       will Beck ans Leder: Hier scheine ihm die Situation sogar "noch
       eindeutiger" zu sein: "Es gibt künftig keinen vernünftigen Grund mehr, sich
       weitere die herausragenden Kultursender Arte und 3sat kannibalisierende
       öffentlich-rechtliche Kulturkanäle zu leisten", schreibt Beck. Denn die
       neuen digitalen Angebote konkurrierten nun mit den etablierten Sendern.
       "Diese Energien sollten besser genutzt werden", so Beck.
       
       ## Nur ZDFneo findet Gefallen
       
       ARD und ZDF hatten 2010 die Genehmigung bekommen, zusätzlich zu ihren
       bestehenden analogen Programmen jeweils drei digitale Spartenkanäle
       aufzubauen. Bei der ARD sind das neben EinsExtra (News/Magazine/Doku) und
       EinsFestival (Kultur/Unterhaltung) noch der Servicekanal EinsPlus, beim ZDF
       komplettiert das sich an jüngere Zuschauer ab 40 (!) richtende ZDFneo die
       Liste.
       
       Beck ist dabei kein unbedeutender Hinterbänkler. Der Mainzer
       Ministerpräsident koordiniert im Auftrag der Bundesländer die deutsche
       Medienpolitik; Sender einrichten und abschaffen kann letztlich nur sie.
       Besonderen Einfluss hat Beck außerdem beim ZDF: Hier ist der 63-Jährige
       auch Vorsitzender des mächtigen Verwaltungsrats.
       
       Als solcher lässt er nur an ZDFneo ein gutes Haar: "Dieses Programm ist auf
       sehr gutem Weg. Es erfährt zunehmenden Zuspruch und wird mit der
       Volldigitalisierung der Satelliten einen weiteren Schub erhalten", schreibt
       Beck. Daher soll ZDFneo auch Nachrichten bringen dürfen – dies ist dem
       Kanal bislang auf Druck der Privatsender ausdrücklich verboten.
       
       Die Länder müssten jetzt bereit sein, diesen "Konstruktionsfehler zu
       beseitigen", fordert Beck. Bei den anderen Kanälen hat er weniger Mitleid:
       Die "sogenannten Digitalkanäle" seien schließlich in einer "bestimmten
       Situation entstanden", schreibt Beck, "sie sollten die – heute weitgehend
       abgeschlossene - TV-Digitalisierung fördern". Damit sei gewissermaßen die
       Zeit "darüber hinweg gegangen".
       
       23 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Steffen Grimberg
       
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