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       # taz.de -- Assauers Biografie: "Alzheimer – so 'ne Scheiße!"
       
       > Von verwischten Emotionen und Loyalität zu Fußballvereinen: In der
       > Biografie des ehemaligen Schalke-Managers wird nicht nur seine
       > Alzheimererkrankung thematisiert.
       
   IMG Bild: Assauer in typischer Pose auf dem Cover von "Wie ausgewechselt".
       
       Rudi Assauers Schritt, mit seiner Alzheimer-Krankheit an die Öffentlichkeit
       zu gehen, war wohlüberlegt: "Man sollte das Kind beim Namen nennen. Zack,
       bumm. Das soll hiermit geschehen, dann wissen es alle und müssen nicht mehr
       hinter meinem Rücken tuscheln. Also offenes Visier", sagt er in seinem
       Buch. Schon vor der Veröffentlichung beherrschte Assauers "Wie
       ausgewechselt - Verblassende Erinnerungen an mein Leben" die Schlagzeilen.
       
       Das Buch firmiert zwar als Autobiographie, ist streng genommen aber nur
       eine vom Münchner Journalisten Patrick Strasser verfasste autorisierte
       Biographie, an der Rudi Assauer selbst mitgewirkt hat - so weit er konnte.
       Das Buch entstand im vergangenen Jahr durch zahlreiche persönliche
       Gespräche, die Strasser mit Assauer sowie mit dessen Familienangehörigen,
       Freunden und ehemaligen Weggefährten führte.
       
       Über die Monate hinweg verschlechterte sich Assauers Gesundheitszustand, so
       dass Strasser sich gegen den durchgehenden Erzählstil in der "Ich-Form"
       entschied. Eine "authentische, detailgetreue Wiedergabe seines Lebens
       aufgrund seiner Erkrankung an Alzheimer" sei ihm "nicht glaubwürdig
       erschienen", so Strasser.
       
       Die Passagen, in denen Assauer wörtlich zu Wort kommt, sind kursiv
       gedruckt, machen passagenweise aber noch nicht einmal eine halbe Buchseite
       aus. Dazwischen wechselt das Buch zwischen nüchternem Sachbuchstil und
       einfühlsamem Portrait, angereichert mit Zitaten aus dem Umfeld.
       
       Die Biographie beginnt mit Assauers Erkrankung. Das Auftaktkapitel heißt:
       "Alzheimer - so 'ne Scheiße!". Dem schließt sich ein Kapitel über seinen
       Rausschmiss bei Schalke im Mai 2006 an, ehe ein chronologischer Rückblick
       auf seinen Werdegang als Fußballer und Manager, seine Stationen in
       Dortmund, Bremen, Oldenburg und Schalke folgt. Die Krankheit bildet die
       Rahmung, das Schlusskapitel greift sie nochmals auf.
       
       ## Trinken und flachsen ohne Trainer und ohne Frauen
       
       Sein abruptes Ende auf Schalke, nach einem Machtkampf mit dem Aufsichtsrat
       um dessen Chef Clemens Tönnies, sah Assauer, der Macher, nicht kommen. Sein
       "Manager-Ziehsohn" Andreas Müller, von Schalke später ebenfalls geschasst,
       schildert: "Tönnies war ein Narziss, dem war der Rudi zu groß."
       
       Die Krankheit verwische die Emotionen, heißt es, lasse alles vergessen. An
       konkrete Auseinandersetzungen, etwa mit Tönnies, könne er sich kaum
       erinnern. Deswegen ist die Assauer-Biographie auch kein Buch der
       Abrechnung. Aber es ist auch gewiss kein Buch der Versöhnung: Mit Olaf
       Thon, dem er vorwirft gegen ihn im Aufsichtsrat intrigiert zu haben, hat er
       bis heute keinen Kontakt.
       
       Seinen elf Jahren in Grün-Weiß als Spieler und Manager widmet das Buch zwei
       Kapitel. Assauer berichtet von regelmäßigen Mannschaftsabenden: "Wir haben
       dort getrunken, gegessen, diskutiert und geflachst. Ohne Trainer, ohne
       Frauen. Da gab es gute Aussprachen, da wurde klar Tisch gemacht."
       
       Assauer blickt gerne auf seine Zeit bei Werder zurück: "Es war für mich ein
       großes Glück, nach Bremen gewechselt zu sein. Einerseits, weil Dortmund
       zwei Jahre nach meinem Abschied dann 1972 absteigen musste, und
       andererseits, weil ich nach Ende meiner aktiven Laufbahn gleich Manager bei
       Werder Bremen werden konnte. Ich weiß nicht, ob mir ein lesenswerter
       anderer Klub diese Chance gegeben hätte."
       
       ## Assauer zu den Bayern - wie hätte das denn ausgesehen?
       
       Vielleicht auch deshalb Assauer war seinem Verein gegenüber loyal: Als
       Bayern-Präsident Neudecker ihn 1979 nach München locken wollte, gab Assauer
       ihm einen Korb: "Auf keinen Fall wollte ich eine Entscheidung vor dem 4.
       April, als wir in München auf die Bayern trafen. Assauer zu den Bayern -
       und als Manager der Gäste im Olympiastadion? Wie hätte das denn ausgesehen?
       Das macht man nicht. Ich bat Neudecker um Geduld. Doch er hatte offenbar
       Zeitdruck, forderte eine schnelle Entscheidung." In München fing dann am 1.
       Mai 1979 Uli Hoeneß als Manager an.
       
       Manches hätte man sich genauer, auch persönlicher gewünscht. Vielleicht hat
       Assauer sich zu spät dazu entschieden, seine Erinnerungen niederschreiben
       zu lassen. Patrick Strasser hat getan, was Journalisten am besten können:
       Er hat versucht, so weit es ging, Blindstellen durch Recherchen zu
       beseitigen.
       
       Mit Einschränkungen: Wenn Menschen aus Assauers privatem oder beruflichem
       Umfeld im Buch nicht zu Wort kommen oder sie nicht Erwähnung finden, so sei
       dies auf Wunsch Rudi Assauers und seiner Familie geschehen. So schwebt
       Manches im Ungewissen. Aber es ist gut, dass es das Buch gibt.
       
       Rudi Assauer, Patrick Strasser: Wie ausgewechselt, riva-Verlag 2012, 19,99
       Euro.
       
       22 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Boris Spernol
       
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