URI: 
       # taz.de -- Auch an Flughäfen drohen Warnstreiks: Arbeitnehmer ziehen neue Saiten auf
       
       > In dem schwelenden Tarifkonflikt mit der BVG will die Gewerkschaft Ver.di
       > auch die jüngsten Angebote der Arbeitgeber ablehnen.
       
   IMG Bild: Vor verschlossenen Toren.
       
       Im Tarifstreit bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) stehen die Zeichen
       auf Streik. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, die die Arbeitnehmer
       vertritt, zeigte sich am Montagabend unzufrieden mit den neuen Angeboten
       der Arbeitgeberseite. Die Verhandlungskommission werde der Tarifkommission
       empfehlen, diese abzulehnen, sagte ein Ver.di-Sprecher. Damit ist es sehr
       wahrscheinlich, dass in dieser Woche erneut zum Warnstreik aufgerufen wird.
       Der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV), der die Verhandlungen für das
       Verkehrsunternehmen führt, hatte in der siebten Verhandlungsrunde drei
       Angebote vorgelegt. "Das ist der Rahmen, in dem wir uns bewegen können",
       sagte KAV-Verhandlungsführerin Claudia Pfeiffer.
       
       Die Arbeitgeber waren den Arbeitnehmern vor allem in einem Aspekt
       entgegengekommen: Der neue Tarifvertrag könnte auch für eine kürzere
       Laufzeit abgeschlossen werden. Die Angebote sehen eine Laufzeit von einem,
       zwei oder drei Jahren vor. Ursprünglich hatten die Arbeitgeber eine
       Laufzeit von vier Jahren gefordert, das war den Arbeitnehmern entschieden
       zu lang. Auch die angebotene Einkommenssteigerung liegt etwas höher als
       zuvor. Bei einer Laufzeit von drei Jahren umfasst das Angebot laut KAV nun
       45 Millionen Euro - gut 6 Millionen Euro mehr als vorher -, liegt aber
       immer noch deutlich unter der Forderung der Gegenseite.
       
       ## Nußbaum: Kein Geld da
       
       Zuvor hatten die Arbeitgeber eine schrittweise Lohnsteigerung von insgesamt
       5,1 Prozent bis zum Jahr 2015 angeboten. Sowohl die BVG als auch Berlins
       Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) hatten stets betont: Mehr Geld ist
       nicht da. Die Arbeitnehmerseite fordert für die 12.500 BVG-Beschäftigten
       eine Lohnerhöhung, die über die Inflationsrate hinausgeht; diese lag
       zuletzt bei 2,3 Prozent im Jahr.
       
       Um den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen, hatten am Samstag rund
       5.000 BVG-Mitarbeiter gestreikt. 15 Stunden lang fuhren keine U- und
       Straßenbahnen, nur wenige Buslinien am Stadtrand fuhren im Regelbetrieb.
       
       Bei Ver.di trat am Montag um 17.30 Uhr die Tarifkommission zusammen, am
       Dienstagmorgen soll das weitere Vorgehen in dem Konflikt verkündet werden.
       Als nächster Verhandlungstag ist der 29. Februar anberaumt.
       
       Unterdessen drohen auch Streiks auf den Berliner Flughäfen. Ver.di hat
       angekündigt, möglicherweise die Flughäfen Tegel und Schönefeld lahmzulegen.
       In der kommenden Woche könnten die Beschäftigten in den Warnstreik treten,
       sollte bis Freitag kein verhandlungsfähiges Angebot des
       Abfertigungsdienstleisters GlobeGround Berlin vorliegen, hieß es. Die
       Gewerkschaft fordert für die rund 1.500 Stammbeschäftigten von GlobeGround
       unter anderem 4 Prozent mehr Lohn. Im Gegenzug biete sie an, die
       Wochenarbeitszeit um 1,5 Stunden zu erhöhen. Die Verhandlungen ziehen sich
       schon Monate hin.
       
       GlobeGround wirft der Arbeitnehmerseite jetzt eine Verweigerungshaltung
       vor. Das Unternehmen würde gern über Strukturen sprechen, Ver.di will zum
       jetzigen Zeitpunkt lediglich Lohnverhandlungen führen. Ob GlobeGround nun
       ein Angebot vorlegen wird, ließ ein Unternehmenssprecher am Montag offen.
       
       "Niemand will streiken", sagte Ver.di-Verhandlungsführer Jens Gröger. "Aber
       wir werden dazu gezwungen, wenn kein zufriedenstellendes Angebot kommt."
       Einen 15-Stunden-Warnstreik wie bei der BVG werde es allerdings nicht
       geben, verspricht Gröger: "Wie werden die Verhältnismäßigkeit wahren."
       
       20 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Erb
   DIR Moritz Wichmann
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Tarifstreit im Flugverkehr: Mehr Geld am Boden
       
       Die Gewerkschaft der Flugsicherung teilt mit, dass im Tarifkonflikt am
       Frankfurter Flughafen eine Einigung erzielt wurde. Zuvor war der Streik
       gerichtlich verboten worden.
       
   DIR Fluglotsenstreik ausgesetzt: Frankfurt fliegt wieder
       
       Der Streik am Frankfurter Flughafen ist beendet - vorläufig. Gewerkschaft
       und Arbeitgeber wollen verhandeln. Die Debatte um die Tarifeinheit hingegen
       gewinnt an Schärfe.
       
   DIR Kommentar Tarifeinheit: Vorsicht Kollateralschäden!
       
       Auch wenn der Fluglotsenstreik ausgesetzt wird, die Debatte über eine
       gesetzliche Absicherung der Tarifeinheit geht weiter. Es droht ein Abbau
       der Arbeitnehmerrechte.
       
   DIR Im BVG-Tarifstreit wird weiter verhandelt: Busse sollen vorerst fahren
       
       Ver.di will per Schlichtungsverfahren eine Lösung für die festgefahrenen
       BVG-Verhandlungen finden. Arbeitgeber fordern ein konkretes Gegenangebot.
       
   DIR Kommentar BVG-Tarifkonflikt: So kämpft man um mehr Geld
       
       Erst der Warnstreik hat die Öffentlichkeit alarmiert und die BVG-Spitze
       unter Druck gesetzt. So funktioniert eben Arbeitskampf.