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       # taz.de -- Milliardenüberschüsse bei Krankenkassen: Kliniken wollen nicht mehr sparen
       
       > Die Krankenkassen machen milliardenhohe Überschüsse. Nun wollen Kliniken,
       > die zum Sparen verpflichtet wurden, Geld zurück. Die Pharmakonzerne auch.
       
   IMG Bild: Die Kliniken finden sich unterfinanziert.
       
       FRANKFURT epd/rtr/taz | Angesichts der Überschüsse von Krankenkassen und
       Gesundheitsfonds wollen die Krankenhäuser die ihnen auferlegten
       Sparmaßnahmen nicht länger mittragen. "Wir bezweifeln, dass das
       Kürzungsgesetz zu Lasten der Kliniken aus dem Jahr 2009 noch
       verfassungsgemäß ist", sagte Alfred Dänzer, Präsident der Deutschen
       Krankenhausgesellschaft, der FAZ. 
       
       Die Grundlage sei mit den Milliardenüberschüssen entfallen. Die Kliniken
       hätten mehr als eine Milliarde Euro abgezogen bekommen, um die Überschüsse
       der Kassen mitzufinanzieren. Das sei absurd, sagte Dänzer. Ende Januar
       hatte er sich bereits in einem Brief bei Bundesgesundheitsminister Daniel
       Bahr (FDP) beschwert - und vor allem auf steigende Kosten hingewiesen, die
       die Kliniken angesichts jüngster und kommender Tarifabschlüsse tragen
       müssten.
       
       Die kommunalen Spitzenverbände beklagten derweil in einem Brief an
       Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), dass jedes fünfte Krankenhaus rote
       Zahlen schreibe, die Krankenkassen aber Überschüsse von fast vier
       Milliarden Euro verzeichneten: "Die Deckungslücke in den Krankenhausbudgets
       wird immer größer."
       
       Unzufrieden ist auch die Pharmabranche, die nach dem Willen des
       Bundesgesundheitsministers nicht von den Milliardenüberschüssen im
       Gesundheitswesen profitieren soll. Bahr hatte es im Zuge einer Überprüfung
       unlängst abgelehnt, den 2010 von der schwarz-gelben Koalition beschlossenen
       Zwangsrabatt wieder zu streichen.
       
       Die Pharmabranche schließe rechtliche Schritte gegen den Bund nicht mehr
       aus, erklärte der Vorstandschef des Verbandes der forschenden
       Pharma-Unternehmen, Hagen Pfundner. Der Zwangsrabatt sei mit der Prognose
       eines milliardenschweren Defizits der Kassen für die Jahre 2010 und 2011
       begründet worden.
       
       20 Feb 2012
       
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