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       # taz.de -- Brand auf Atom-U-Boot in Nordeuropa: Tschernobyl unter Wasser war möglich
       
       > Russland stand infolge eines Brandes auf einem U-Boot offenbar kurz vor
       > einem atomaren Unfall. An Bord befanden sich Raketen mit
       > Nuklearsprengköpfen.
       
   IMG Bild: Ein Feuer auf dem russischen Atom-U-Boot "Jekaterinburg" hätte Ende Dezember 2011 fast zur atomaren Katastrophe geführt.
       
       STOCKHOLM taz | Russland und Nordeuropa sind Ende Dezember nur ganz knapp
       an einer nuklearen Katastrophe vorbeigeschrammt. Zwei Tage vor Silvester
       war auf dem russischen Atom-U-Boot "Jekaterinburg" ein Feuer ausgebrochen.
       
       Das U-Boot befand sich zur Reparatur in einem Trockendock nahe der Stadt
       Murmansk auf der Halbinsel Kola. Erst nachdem Löschkräfte das Boot
       teilweise im Wasser versenkt hatten, konnte der Brand unter Kontrolle
       gebracht werden.
       
       Die russischen Behörden hatten zunächst verkündet, dass für die Umwelt
       "keine Gefahr" bestand. Zum Zeitpunkt des Brandes seien die Reaktoren
       abgestellt gewesen und es hätten sich auch keine Nuklearwaffen an Bord
       befunden. Doch das ist offenbar nur die halbe Wahrheit. Anfang der Woche
       veröffentlichte das Nachrichtenmagazin Kommersant Vlast Informationen,
       wonach sich zum Zeitpunkt des Feuers sehr wohl bis zu 16
       Interkontinentalraketen vom Typ R-29RMU2 mit je vier Nuklearsprengköpfen,
       zwölf Torpedos und zahlreichen Minen an Bord befanden.
       
       Um Zeit zu sparen, seien die Raketen und Torpedos entgegen der Vorschriften
       während der Reparaturen an Bord geblieben. Russland habe "einen Schritt vor
       der schlimmsten Nuklearkatastrophe seit Tschernobyl" gestanden, schreibt
       die Zeitschrift.
       
       ## "Kriminelle Verstöße"
       
       Die norwegische Umweltschutzorganisation Bellona verweist auf Äußerungen
       des für die Rüstungsindustrie zuständigen russischen Vizepremiers Dmitri
       Rogosin. Der hatte sich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur
       Itar-Tass über "kriminelle Verstöße" beklagt. Er sprach von "grober
       Nichtbeachtung von Bestimmungen bei der Arbeit an nuklearen U-Booten, die
       Waffen an Bord haben".
       
       Wären die Nuklearraketen oder die Reaktoren detoniert, hätte die
       Radioaktivität nicht nur die nahe gelegene Stadt Murmansk mit ihren 300.000
       EinwohnerInnen getroffen, sondern auch Teile Norwegens und Finnlands.
       
       Bellona hat jetzt die norwegische Regierung aufgefordert, bei den
       zuständigen Behörden in Moskau offiziell Auskunft über die Bewaffnung der
       "Jekaterinburg" zum Brandzeitpunkt zu begehren.
       
       16 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
   DIR Reinhard Wolff
       
       ## TAGS
       
   DIR Autonomie
       
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