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       # taz.de -- Wahl in Frankreich: Sarko steigt in den Ring
       
       > Aus dem französischen Präsidenten wird wieder ein Kandidat. Wähler sucht
       > er jetzt am rechten Rand, um es wenigstens in die Stichwahl im Mai zu
       > schaffen.
       
   IMG Bild: Bitte recht freundlich: ein bisschen mehr anstrengen muss sich Sarkozy schon noch, um gewählt zu werden.
       
       PARIS taz | Ursprünglich wollte Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy (57)
       erst Anfang März in die Rolle des Kandidaten schlüpfen. So lange hätte er
       dann noch die Möglichkeit gehabt, die Mittel und Finanzen der
       Staatspräsidentschaft für seine Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen.
       
       Doch sah er sich jetzt gezwungen, seine Taktik zu ändern und früher als
       geplant ins Rennen zu steigen, weil ihm sein Hauptkonkurrent, der Sozialist
       François Hollande, in der Wählergunst davonzueilen droht. Laut allen
       Umfragen würde der Herausforderer heute in einem Wahlduell den Amtsinhaber
       mit fast 60 zu 40 Prozent schlagen. Also erklärte Sarkozy am Mittwochabend
       im Fernsehsender TF1, der seinem Busenfreund Bouygues gehört, die
       Kandidatur.
       
       Die Ausgangslage ist im Frühling 2012 jedoch ganz anders als 2007, als
       Sarkozy gegen die Sozialistin Ségolène Royal siegte. Er versprach damals
       einen "Bruch" mit dem System, demokratische und soziale Reformen, mehr
       Sicherheit, mehr Kaufkraft, eine politische Öffnung über die Parteigrenzen
       hinweg, eine Annäherung an die USA. Doch sehr schnell stand Sarkozy im Ruf,
       der Präsident der Reichen zu sein, denen er großzügige Steuergeschenke
       machte. Seither hat Sarkozy, der stets alles selbst entscheiden will, ein
       echtes Imageproblem.
       
       Heute tritt er mit einer Bilanz an, die von einer großen Mehrheit der
       Franzosen als sehr dürftig eingeschätzt wird. Seine Gegner frohlocken
       sogar, er stehe mit dem Rücken zu Wand. Von den nicht eingehaltenen
       Wahlversprechen von 2007 möchte Sarkozy nicht reden, mehr vom Erreichten:
       von der Reform der Rentenalters und seinen internationalen Erfolgen als
       Krisenmanager mit Merkel an der Spitze der EU und der G 20 sowie seinen
       Beitrag zur Befreiung Libyens.
       
       ## Erfahrung ist Trumpf
       
       Die Trumpfkarte, die er gegen Hollande ausspielt, ist seine eigene
       Erfahrung: In riskanten Krisenzeiten könne es sich Frankreich und Europa
       nicht leisten, einem Provinzpolitiker, der es nur gerade zum Exparteichef
       gebracht hat, das Steuer zu überlassen.
       
       Sarkozys Mitarbeiter versichern, alles stehe bereit für den fulminanten
       Kampagnenbeginn. In der Rue de la Convention im 15. Stadtbezirk von Paris
       ist das Hauptquartier eingerichtet. Zehn Mitarbeiter aus dem Élysée-Palast
       bilden den Kern seines Stabs. Als Sprecherin hat Sarkozy seine bisherige
       Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet angeheuert. Sarkozy gilt als
       unermüdlicher Wahlkämpfer, der sich nie geschlagen gibt.
       
       Premierminister François Fillon bleibt darum ebenso zuversichtlich wie
       Sarkozy selbst, der Skeptikern einige "Überraschungen" verspricht. Einen
       ersten Blick in seine Karten als Kandidat hat er mit einem Interview mit
       Figaro-Magazine am letzten Wochenende gewährt. Er kündigte dabei im Falle
       seiner Wahl zwei Volksbefragungen zum Thema Immigration und
       Arbeitslosenunterstützung an. Vor allem aber verteidigte er darin
       traditionelle Grundwerte und die christlichen Wurzeln Frankreichs.
       
       Im Hinblick auf den ersten Wahlgang vom 22. April geht es für ihn vor allem
       darum, zu verhindern, dass rechte Wähler zu Marine Le Pen vom Front
       National davonlaufen. Die Gefahr besteht für Sarkozy darin, dass er es
       nicht in die Stichwahl am 6. Mai schafft, weil die Franzosen lieber das
       rechtsextreme Original wählen als eine Kopie.
       
       15 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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