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       # taz.de -- Strategische Konkurrenz um Birma: Niebels Date mit Suu Kyi
       
       > Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel trifft Oppositionsführerin Aung San
       > Suu Kyi und lotet die Chancen von Reformen aus. Die EU-Sanktionen könnten
       > enden.
       
   IMG Bild: Wirken leicht verspannt: Dirk Niebel und Aung San Suu Kyi in Rangun.
       
       BERLIN taz | Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) hat am Dienstag
       Birmas Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi
       getroffen. Beim Gespräch in ihrer Residenz in Rangun ging es um die
       Stärkung der Zivilgesellschaft und um Aussöhnung mit den ethnischen
       Minderheiten.
       
       Niebel, der als erster deutscher Minister seit 1984 in das bisher mit
       Sanktionen belegte Land reiste, wollte von Suu Kyi wissen, wie sie den 2011
       eingeschlagenen Reformkurs des neuen Präsidenten Thein Sein einschätzt und
       wie Europas Regierungen darauf reagieren sollten.
       
       Das Gespräch habe bestätigt, dass Birma "auf einem guten Weg ist", so
       Niebel. Schon bald könnten die Bedingungen für eine Aufhebung der
       EU-Sanktionen (Freilassung der restlichen politischen Gefangenen, freie
       Parlamentswahlen, nationale Aussöhnung mit ethnischen Minderheiten) erfüllt
       sein.
       
       Zeitgleich mit Niebel ist auch EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs zu
       Besuch. Am Montag hatten beide gemeinsam einen Termin bei Thein Sein. Seit
       im Herbst ihr Reformkurs deutlich wurde, drängen sich die ausländischen
       Besucher geradezu auf, um bei Birmas Öffnung und dem erwarteten Ende der
       westlichen Sanktionspolitik nicht zu spät zu sein. Letzter Prüfstein
       dürften die Nachwahlen am 1. April sein.
       
       ## Substanzielle Zugeständnisse fraglich
       
       Der Besuch von US-Außenministerin Hillary Clinton im November hatte die neu
       entfachte strategische Konkurrenz zwischen China, Indien und dem Westen um
       Birma gezeigt. Doch Exilbirmesen fürchten, dass die aus Exmilitärs
       bestehende Regierung dies nutzen könnte, um ohne substanzielle
       Zugeständnisse Oppositionelle wie Suu Kyi einzubinden.
       
       Als Hauptgrund des Wandels gilt die den Militärs unterstellte Einsicht,
       dass ohne überfällige Reformen Birma nicht zu entwickeln sei und auch die
       Generäle Macht und Einfluss verlieren würden. Manche sehen in der Öffnung
       auch den Versuch, sich aus der Abhängigkeit von China zu befreien.
       
       15 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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