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       # taz.de -- Vorwurf ans BKA wegen Neonazi-Trio: "Das BKA schützt keine Neonazis"
       
       > Das BKA dementiert, im Fall der Zwickauer Terrorzelle heimlich Beweise
       > vernichtet zu haben. Eine Zeitung hatte dies zuvor behauptet.
       
   IMG Bild: Der Präsident des BfV Heinz Fromm, der Präsident des BKA Jörg Ziercke und Innenminister Hans-Peter Friedrich (v.l.n.r.).
       
       BERLIN taz | Es klingt zunächst nach einem spektakulären Fall von
       Vertuschung. Das Bundeskriminalamt (BKA) habe heimlich "wichtige
       Nazi-Ermittlungsdaten löschen" lassen, berichtet die Bild am Sonntag. 
       
       Dabei soll es sich um Daten gehandelt haben, die Spezialisten der
       Bundespolizei auf dem Handy eines mutmaßlichen Unterstützers der Zwickauer
       Zelle entschlüsselt hatten: André E., ein Neonazi mit Wurzeln in der
       "Weißen Bruderschaft Erzgebirge". In den Ermittlungsakten seien diese Daten
       dann nicht mehr aufgetaucht.
       
       Die Spekulation des Blattes: Das BKA wolle "Informanten im Umfeld der
       Neonazibande" schützen. "Führen die Spuren der auf den Handys gespeicherten
       Telefonnummern, Text- und Bildnachrichten direkt ins BKA?" Von einem
       "unglaublichen Skandal" sprach am Sonntag die Linkspartei.
       
       Das BKA hat ungewöhnlich heftig auf den Bericht reagiert. Der Vorwurf, man
       habe Beweismittel vernichtet und unterdrückt sei "absurd", teilte die
       Behörde mit. "Alle in der Berichterstattung der Bild am Sonntag
       vorgenommenen Mutmaßungen und getroffenen Schlussfolgerungen sind
       unzutreffend."
       
       ## Daten "vollständig und unverändert"
       
       Die Version des Bundeskriminalamts geht so: Die Bundespolizei habe im
       Rahmen einer Amtshilfe die Daten auf dem Handy des mutmaßlichen
       Terrorunterstützers André E. ausgelesen. Eine anwesende BKA-Mitarbeiterin
       habe diese anschließend samt Telefon mitgenommen. Schließlich sei die
       Bundespolizei dann gebeten worden, ihre Kopie der Daten zu löschen: um die
       Daten "an einer Stelle zu konzentrieren".
       
       Die Daten seien auch nach wie vor "vollständig und unverändert" vorhanden
       und stünden der Bundesanwaltschaft für die Ermittlungen zur Verfügung. "Das
       BKA schützt weder Neonazis noch Informanten aus der rechten Szene", teilte
       BKA-Chef Jörg Ziercke mit.
       
       Immerhin soll aber das Bundesinnenministerium eine umfassende Erklärung von
       der BKA-Amtsleitung zu dem Vorgang angefordert haben.
       
       Es wäre allerdings auch nicht das erste Mal, dass die Springer-Presse im
       Zusammenhang mit der rechtsextremen Terrorzelle "Nationalsozialistischer
       Untergrund" etwas hochzieht, das sich beim genaueren Hinschauen als
       halbwahr oder ganz falsch herausstellte.
       
       12 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolf Schmidt
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
       
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