# taz.de -- Kommentar Residenzpflicht: Irrationale Ängste
> Es gibt keine eindeutigen Vorteile der Residenzpflicht - aber das spielt
> in einigen Bundesländern keine Rolle.
IMG Bild: Der Asylantrag von Sam, der in Reutlingen im Lager lebt, wurde abgelehnt. Er ist geduldet.
Geht doch, möchte man rufen. Bremen und Niedersachsen sind dem Beispiel
Berlin und Brandenburgs gefolgt und gestatten Flüchtlingen, in das jeweils
andere Bundesland zu reisen.
Deutschland ist europaweit das einzige Land, das Flüchtlingen eine strikte
Residenzpflicht auferlegt - und bislang hat sich nicht erhellt, was es von
dieser Gängelung hat. Der bürokratische Aufwand für die Kontrolle und
Ahndung der Verstöße dagegen ist definitiv hoch.
Dabei lohnt sich der Blick auf jene Bundesländer, die sich davon
verabschiedet haben: Der brandenburgische Innenminister selbst hat keines
der befürchteten Probleme eintreten sehen. Seine Ausländerbehörden haben
keinen erheblichen Anstieg von Straftaten, verzögerten Asylverfahren oder
verstärktes Untertauchen gemeldet.
So bleibt die Frage, warum sich nicht andere Bundesländer dem Beispiel von
Berlin-Brandenburg und Bremen-Niedersachsen anschließen. Man sei
"zurückhaltend" und habe "Bedenken", heißt es aus der Hamburger
Innenbehörde. Das ist von bezeichnender Vagheit. Nimmt man die Berliner
Erfahrungen ernst, dann muss Hamburg nicht fürchten, dass ein Zustrom von
Flüchtlingen aus Niedersachsen einsetzt. Bleibt eine andere Furcht: die
Wählerschaft könnte Anstoß daran nehmen, dass Flüchtlingen Rechte
zugestanden werden. Derlei Überlegungen sollten aber vor allem eines sein:
unerheblich.
9 Feb 2012
## AUTOREN
DIR Friederike Gräff
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