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       # taz.de -- Kommentar Syrien: Befreite Zonen schaffen
       
       > Ohne militärische Gegenwehr wird Assad nicht stürzen. Diese Position
       > setzt sich in der Opposition mehr und mehr durch. Und sie ist Teil der
       > Realität.
       
   IMG Bild: In Homs herrscht Bürgerkrieg.
       
       Die Münchener Sicherheitskonferenz ist vorbei, die Wut auf die Vetomächte
       Russland und China allerorten verkündet; nur, wie soll es nun in Syrien
       weitergehen? Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu hat auf der
       Konferenz noch einmal bekräftigt, was sowieso bereits länger Politik seiner
       Regierung ist: syrische Flüchtlinge sind in der Türkei willkommen, niemand
       wird abgewiesen, jeder unterstützt.
       
       Diese Politik ist auch innerhalb der Bevölkerung nicht strittig, die
       Solidarität mit den bedrohten syrischen Nachbarn wird von niemandem in
       Frage gestellt. Doch das rettet zwar Leben, ändert an der Situation in
       Syrien aber erst einmal wenig. Auch wenn der deutsche Außenminister Guido
       Westerwelle so tat, als gäbe es mit dem Regime und ihren internationalen
       Unterstützern noch diplomatischen Spielraum, im Ernst glaubt daran wohl
       niemand mehr.
       
       Assad wird gehen müssen, die Frage ist nur noch, wie und wie viele Menschen
       auf dem Weg dahin noch sterben müssen. Es gibt seit längerem Gespräche über
       "humanitäre Korridore", Pufferzonen entlang der Grenzen zum Schutz von
       Flüchtlingen und andere Überlegungen, wie ein aktiveres Eingreifen zum
       Schutz der Bevölkerung aussehen könnte.
       
       Nachdem der Einsatz von Beobachtern der Arabischen Liga gescheitert und vom
       UN-Sicherheitsrat nichts mehr zu erwarten ist, rückt nun unvermeidlich die
       "Free Syrian Army" verstärkt in den Focus. Nicht nur US-Senator Liebermann
       denkt darüber nach, die FSA, die durch Überläufer täglich mehr Kämpfer zur
       Verfügung hat, besser zu bewaffnen.
       
       Innerhalb der politischen Führung der Opposition wird heftig darüber
       gestritten, doch die Meinung neigt sich mehr und mehr dazu, dass
       friedlicher Protest allein Assad nicht zum Abgang zwingen wird. Da niemand
       offen in Syrien intervenieren will, bleibt die verdeckte Aufrüstung der
       FSA. Das Ziel wird sein, dass die FSA, wie ja rudimentär bereits geschehen,
       befreite Zonen schafft, in denen Flüchtlinge sich in Sicherheit bringen
       können.
       
       Je näher diese befreiten Zonen an der Grenze liegen, umso einfacher wird
       die Unterstützung von außen. Der Bürgerkrieg in Syrien ist längst Realität,
       je schneller Assad gezwungen wird zu gehen, umso schneller kann er wieder
       beendet werden. Und Waffen sind Teil dieser Realität.
       
       6 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Gottschlich
       
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