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       # taz.de -- Genkartoffeln unterliegen: Freispruch im Kampf um die Knolle
       
       > Gentechnikgegner sollten verurteilt werden, weil sie Biokartoffeln auf
       > ein Versuchsfeld mit Genpflanzen warfen. Doch das Gericht sprach die
       > Aktivisten frei.
       
   IMG Bild: Wir sind nicht alle, es fehlen die Gefangenen...
       
       BERLIN taz | Sieg für die Kartoffelrüpel aus der Ökoecke: In einem
       Berufungsverfahren hat das Landgericht Neubrandenburg am Freitag zwei
       Angeklagte freigesprochen, denen die Staatsanwaltschaft vorwarf,
       Biokartoffeln auf einen Gentechnikacker geworfen zu haben.
       
       Die beiden Aktivisten hatten im Mai 2009 insgesamt 10 Kilo Biokartoffeln
       der Sorte "Linda" (festkochend) auf ein Versuchsfeld des BASF-Konzerns in
       Mecklenburg verteilt. Dabei schossen sie die Kartoffeln vom Feldrand mit
       Schleudern auf das Feld und vergruben andere Exemplare am Feldrand.
       
       Die Aktion sollte es erschweren, das Experiment mit der gentechnisch
       veränderten Kartoffel "Amflora" auszuwerten, die der BASF-Konzern dort
       anbaute. "Nötigung" - entschied das Amtsgericht Waren in erster Instanz und
       verurteilte die Beschuldigten zu einer Geldstrafe von 200 beziehungsweise
       300 Euro. Die "Kartoffelschleuderer" gingen in Berufung. Mit Erfolg.
       
       Das Landgericht Neubrandenburg argumentierte am Freitag, dass die
       Verteilung von Biokartoffeln "keine Beeinträchtigung des bestimmungsgemäßen
       Gebrauchs des Ackers" dargestellt habe - und sprach die Aktivisten frei.
       Nun kann die Staatsanwaltschaft noch Revision einlegen.
       
       Erfolg auf einer anderen Ebene hatten die Gentechnikkritiker mit ihren
       Protestaktionen bereits vorher: Mitte Januar hatte der BASF-Konzern
       angekündigt, seine Gentechnikforschung auf deutschen Versuchsäckern zu
       beenden - weil gentechnisch veränderten Produkten in Deutschland die
       Akzeptanz fehle.
       
       Nun will der Konzern seine Aktivitäten auf Nord- und Südamerika
       konzentrieren. Dort sind in einigen Regionen Kleinbauern bereits seit
       Jahren faktisch zur Nutzung von Gensaat gezwungen. In Neubrandenburg gingen
       die "Kartoffelschleuderer" nach dem Prozess am Freitag dennoch feiern: mit
       Kartoffelchips aus Ökoanbau.
       
       3 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Kaul
       
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