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       # taz.de -- Wilderei in Südafrika: Sondereinheit gegen Nashorn-Mafia
       
       > Private Patrouillen und drakonische Strafen sollen die
       > Rhinozeros-Wilderei eindämmen. Gut organisierte Banden profitieren am
       > Geschäft mit dem begehrten Horn.
       
   IMG Bild: In Hongkong sichergestellte Nashorn-Hörner aus Südafrika.
       
       JOHANNESBURG taz | Drastische Schritte gegen Rhinozerosmorde haben einige
       Besitzer von privaten Wildreservaten in Südafrikas Ostkap-Provinz
       unternommen. Mit einer eigenen Polizeieinheit soll den brutalen Tötungen
       der Tiere durch gut organisierte Mafiabanden vorgebeugt werden.
       
       Südafrika kämpft bisher eher vergeblich gegen gut vernetzte kriminelle
       Organisationen, die mit ihrer Jagd auf Nashörner in Südafrikas Wildparks
       nur eines bezwecken: den Tieren das in Asien hochbegehrte Horn mit
       Kettensägen abzuhacken. Im vergangenen Jahr verbluteten 448 Nashörner daran
       elendig, im Januar 2012 fielen 25 Tiere dem lukrativen Geschäft mit dem
       Horn aus Keratin zum Opfer.
       
       Diese Woche wurden in Südafrika drei Mosambikaner zu je 25 Jahren Haft
       wegen Nashorn-Schmuggel im Krüger-Nationalpark verurteilt. Sie waren mit
       Gewehren, einer Axt und zwei frisch abgeschnittenen Hörnern erwischt
       worden. Sie zählen zu den Armen, die für die "Dreckarbeit" angeheuert
       werden.
       
       232 Wilderer sind bisher in Südafrika festgenommen worden. Aber an der
       Spitze des Handels stehen internationale Käufer. Horn wird laut der
       International Rhino Foundation mit 57.000 US-Dollar pro Kilogramm auf dem
       Schwarzmarkt gehandelt.
       
       In Asien - hauptsächlich in Vietnam und China - ist das Nashorn Gold wert,
       denn nach traditionellem Glauben hilft es nicht nur als Aphrodisiakum,
       sondern besitzt auch heilende Kräfte gegen Krebs. In Südafrika hingegen
       leben rund 22.000 Rhinozerosse in den zahlreichen Wildparks des Landes, und
       besonders die weißen Nashörner sind vom Aussterben bedroht.
       
       ## Jagd bei Vollmond
       
       "Wir haben noch nicht ein Nashorn in den vergangenen drei Jahren verloren",
       freut sich Dale Howarth, Mitbesitzer des luxuriösen Pumba-Wildparks nahe
       Port Elizabeth. Das führt er auf die Sondereinheit gegen Wilderei zurück,
       die er mit zehn Wildparkbesitzern in der Region gegründet hat.
       
       Der Exchef der südafrikanischen Polizeieinheit gegen das organisierte
       Verbrechen führt diese Gruppe aus früheren Polizisten und Soldaten an, die
       im 24-Stunden-Dienst Zäune und Gelände kontrollieren. "Sie sind gut
       informiert und können warnen, wenn Wilderer kommen, und sogar deren
       Autokennzeichen durchgeben", sagt Howarth.
       
       Oft findet die Jagd auf Nashörner bei Vollmond statt, mit Hubschraubern,
       aus denen die Tiere beschossen und betäubt werden. "Ärzte sind involviert,
       und Offizielle der Parkbehörden", behauptet Howarth. "Wir haben bisher 23
       Fälle eröffnet, und keiner ist von der Polizei verfolgt worden." Korruption
       und Inkompetenz seien die Hauptgründe, warum das Töten der Nashörner
       angestiegen ist.
       
       Howarth glaubt nicht an den Effekt einer Intensivierung von Polizeiaktionen
       mit Spezialeinheiten und die Einschaltung von Interpol. "Wir brauchen ein
       System, das den Handel legalisiert." Das müsse stark überwacht werden. Der
       Markt fordere angeblich 900 Hörner im Jahr; Südafrika könne entsprechende
       Reserven bilden und Kontrolle ausüben.
       
       Südafrikas Regierung hat diese Debatte bereits angestoßen, doch
       Wildschützer sind dagegen. "Niemand kennt das Ausmaß dieser Märkte, es ist
       keine rein rechnerische Sache, wie viel Horn der Markt aufnehmen kann,
       damit die Nachfrage niedriger wird. Das ist zu riskant", meint Jason
       Bell-Leask, Direktor des International Fund for Animal Welfare Southern
       Africa.
       
       3 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martina Schwikowski
       
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