URI: 
       # taz.de -- Wahlprogramm von Frankreichs Sozialisten: Gemäßigt gegen Sarkozy
       
       > Der Kandidat der französischen Sozialisten, François Hollande, stellt
       > sein Programm für die Präsidentschaftswahlen vor. Radikales sucht man
       > darin vergeblich.
       
   IMG Bild: Will nichts versprechen, was er nicht halten kann: François Hollande.
       
       PARIS taz | François Hollande hat am Donnerstag "60 Vorschläge" gemacht,
       mit denen er Frankreich und Europa verändern will - sollte er der nächste
       Präsident Frankreichs werden. Für seinen Auftritt wählte der sozialistische
       Kandidat das Pariser Haus der Metallarbeiter.
       
       Hollande war bemüht zu erklären, dass er nicht nur eine größere soziale
       Gerechtigkeit anstrebt, sondern seine Ideen trotz Rezession und
       Haushaltsdisziplin finanzierbar seien. Er verspreche nur, was er
       verwirklichen könne, sagte Hollande, der alle Zahlen seiner Berechnung
       lieferte. Diese steht und fällt mit einer Steuerreform, mit der er die
       Finanzen sanieren und Reformen durchführen will, die dem sozialen Ausgleich
       wie der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit dienen sollen.
       
       In einer Auflage von 15 Millionen Exemplaren wird das 41-seitige Programm
       an die Wählerschaft verteilt. "Mit euch zusammen werde ich der Präsident
       der Veränderung sein", schreibt Hollande. Dass sein Brief an die Wähler auf
       Recyclingpapier gedruckt wurde, ist den Grünen zufolge der stärkste
       umweltpolitische Beitrag seines Programms.
       
       Sie monieren, Hollande mangele es an Ambitionen in der Klima-, Energie- und
       Umweltpolitik. Hollande plant lediglich, bis zum Jahr 2025 den Anteil der
       Atomkraft von 75 auf 50 Prozent zu vermindern. In seinen Augen ist diese
       Verringerung ebenso ehrgeizig wie der Atomausstieg in Deutschland.
       
       Radikale Maßnahmen sucht man vergeblich im Hollande-Programm, das rundum
       gemäßigt und kalkuliert ist. Die Chefin des Front National, Marine Le Pen,
       spottet: "Wo bleibt da der Bruch mit dem Ultraliberalismus?" Andere Gegner,
       wie der Zentrumsdemokrat François Bayrou, bezweifeln, dass man mit einem
       solchen Programm den Staatshaushalt ins Lot bringen könne.
       
       Fraglich ist, wie realistisch die Wiedereinführung des Rentenalters mit 60
       Jahren ist. Es sei eine Frage der Gerechtigkeit, meinte Hollande, dass
       Werktätige, die mit 18 Jahren zu arbeiten begonnen haben und mit 60 bereits
       mehr als die erforderlichen 41,5 Beitragsjahre haben, in den Ruhestand
       gehen können.
       
       Vor allem will Hollande nicht gelten lassen, dass es der Mittelstand sei,
       der für seine Politik zahlen müsste. Bei der von ihm gewollten Umverteilung
       werde lediglich eine kleine Oberschicht von Privilegierten zur Kasse
       gebeten, die zuvor von Sarkozy mit Steuergeschenken bedacht worden sei.
       
       26 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Frankreichs Sozialisten: 75 Prozent Reichensteuer geplant
       
       Präsidentschaftskandidat Francois Hollande liegt in den Umfragen deutlich
       vor Sarkozy. Bei einem Wahlsieg verspricht er einen drastischen
       Spitzensteuersatz für reiche Franzosen.
       
   DIR Wahlkampf in Frankreich: Gesicht zeigen für Marine Le Pen
       
       Die rechtsextreme Präsidentschaftskandidatin scheitert vor dem
       Verfassungsgericht. Die Namen ihrer Unterstützer müssen veröffentlicht
       werden.
       
   DIR SPD unterstützt Frankreichs Sozialisten: Auf Merkozy folgt Gabriellande
       
       Merkel unterstützt im französischen Präsidentenwahlkampf Nicolas Sarkozy,
       da will die SPD nicht zurückstehen. Doch die Hilfe für die Schwesterpartei
       ist nicht risikolos.
       
   DIR Wahlkampf in Frankreich: Sarkozy im Endspurt
       
       Kurz vor den Wahlen kündigt Präsident Sarkozy so einiges an.
       Finanztransaktionen werden besteuert, die Mehrwertsteuer erhöht und die
       35-Stunden-Woche abgeschafft.
       
   DIR Kommentar Wahlen Frankreich: Punktsieg für den Sozialisten
       
       François Hollande träumt von Größerem für Frankreich und Europa. Er wirbt
       für soziale Gerechtigkeit, auch wenn die Mittel für große Reformen fehlen.
       
   DIR Präsidentschaftswahlen in Frankreich: "Ich liebe die Leute, nicht das Geld"
       
       François Hollande startet seinen Wahlkampf in Le Bourget nördlich von
       Paris. Der Kandidat der Sozialisten schickt sich an, Sarkozy im Frühjahr
       herauszufordern.
       
   DIR Wahlkampf in Frankreich: Sozialist nennt Sarkozy "Widerling"
       
       Der sozialistische Präsidentschaftskandidat Hollande soll Präsident Sarkozy
       beleidigt haben – vor der Presse. Die hielt sich nicht an die Absprache,
       nicht zu berichten.