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       # taz.de -- Handball-Europameisterschaft: Deutschland verpasst Halbfinale
       
       > Deutschland verliert bei der Handball-Europameisterschaft gegen Polen und
       > ist raus aus dem Turnier. Auch um die Olympia-Qualifikation muss das Team
       > nun bangen.
       
   IMG Bild: Auch unterm Trikot bleibt die Niederlage: Christoph Theuerkauf nach dem Spiel.
       
       BELGRAD dpa | Aus und vorbei: Deutschlands Handballer haben bei der EM in
       Serbien das Halbfinale verpasst und müssen um Olympia zittern. Im
       entscheidenden Spiel der Hauptrunde verlor der WM-Elfte am Mittwoch in
       Belgrad gegen Polen mit 32:33 (17:18).
       
       In der Neuauflage des WM-Finales von 2007 versagten den deutschen Spielern
       die Nerven. Vor rund 2000 Zuschauern in der Arena Belgrad warfen Dominik
       Klein und Christian Sprenger (je 7) die meisten Tore für die Auswahl des
       Deutschen Handballbundes (DHB). Nach dem mutlosen Auftritt ist das Team von
       Bundestrainer Martin Heuberger nun auf Schützenhilfe für einen Platz in der
       Olympia-Qualifikation angewiesen.
       
       Bitter: In der Schlussphase verlor die DHB-Auswahl Klein mit Rot nach
       grobem Foulspiel und Michael Haaß mit einer schweren Beinverletzung.
       
       Zwei Tage nach dem verpassten vorzeitigen Halbfinal-Einzug durch das 26:28
       gegen den WM-Zweiten Dänemark wollten die deutschen Handballer ihre zweite
       Chance auf die Medaillenrunde unbedingt nutzen. "Jetzt gibt es keine
       Ausrede mehr", sagte Torhüter Silvio Heinevetter, der bislang ein
       tadelloses Turnier spielt. Und Bundestrainer Martin Heuberger war davon
       überzeugt, dass seine Spieler auch den riesigen Erwartungen gewachsen sein
       würden. "Wir haben schon so viel Druck gehabt bei dieser EM, das kann nicht
       mehr größer werden. Das motiviert die Mannschaft eher als es sie hemmt",
       meinte der Schutterwälder.
       
       ## Kein drittes Mal
       
       Nach dem Siegzwang in der Vorrunde gegen Mazedonien und Schweden, um ein
       EM-Aus zu vermeiden, stand die deutsche Mannschaft gegen Polen vor ihrem
       dritten Endspiel des Turniers. "Wir haben das zweimal geschafft und ich bin
       sehr positiv gestimmt, dass wir das auch ein drittes Mal schaffen", sagte
       der Bundestrainer.
       
       Für das abschließende Spiel in der Hauptrundengruppe I hatte er wenige
       Stunden vor Anpfiff den bislang nicht berücksichtigten Martin Strobel
       nachnominiert. Mit dem Lemgoer Spielmacher hat der Bundestrainer seinen
       16-köpfigen komplettiert und sich eine Alternative für den Rückraum ins
       Team geholt, da Kapitän Pascal Hens wegen einer Achillessehnenreizung im
       Training am Vortag pausieren musste. Dagegen war Linkshänder Holger
       Glandorf trotz einer Wadenprellung aus der Partie gegen Dänemark
       einsatzfähig.
       
       In dem Spiel um alles oder nichts agierten die deutschen Spieler auf dem
       Feld erstaunlich emotionslos. Das am Vortag demonstrativ zur Schau
       gestellte Selbstbewusstsein war kaum zu sehen. Daher tat sich das Team um
       Spielmacher Haaß auch reichlich schwer gegen die Polen, die mit sieben
       Akteuren aufliefen, die in der Bundesliga spielen oder gespielt haben.
       
       Nach einem 2:4 (6.) geriet die DHB-Auswahl erst mit 7:10 (15.) und später
       mit 10:14 (21.) ins Hintertreffen, weil wieder einmal im Angriff vieles
       nicht rund lief. Doch bewiesen die deutschen Spieler erneut ihre
       kämpferischen Qualitäten und arbeiteten sich auf 15:15 (26.) heran, konnten
       aber nicht in Führung gehen. Vielmehr musste der engagiert vor der
       Wechselbank hin- und hertigernde Bundestrainer kurz vor Halbzeit noch einen
       Treffer der Polen und den 17:18-Rückstand zur Pause mit ansehen.
       
       In der zweiten Halbzeit wurde es nicht besser. Zögerlich, verhalten und
       ängstlich traten die deutschen Spieler auf und produzierten dadurch
       Fehlwürfe und leichte Ballverluste. Jegliches Selbstvertrauen war
       entschwunden. Immer, wenn die Chance zum Ausgleich bestand, versagten die
       Nerven. Die Polen nutzten dies konsequent. Beim 24:28 (45.) war der
       Rückstand wieder auf vier Tore angewachsen. Danach entdeckten die deutschen
       Spieler aber ihr Kämpferherz und drehten die Partie fast noch.
       
       25 Jan 2012
       
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   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
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