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       # taz.de -- Handball-Europameisterschaft: Der Däne hält halt besser
       
       > Deutschland scheitert in der Hauptrunde der Handball-EM knapp an
       > Vizeweltmeister Dänemark. Aber noch sind Halbfinale und
       > Olympiaqualifikation möglich.
       
   IMG Bild: Harter Mann ganz weich: Nach der Niederlage weint sich Uwe Gensheimer an Maskottchen Tasas flauschiger Wange aus.
       
       BELGRAD dpa | Die deutschen Handballer haben den vorzeitigen Einzug ins
       EM-Halbfinale am Montag in Belgrad verpasst und stehen nun gegen Polen vor
       einem erneuten Endspiel.
       
       Im zweiten Hauptrundenspiel verlor die Auswahl des Deutschen Handballbundes
       (DHB) durch eine erstklassige Torwartleistung der Dänen mit 26:28 (14:17)
       gegen den WM-Zweiten. Nach dem vorangegangenen 27:25-Erfolg Mazedoniens
       gegen Polen hätte der deutschen Mannschaft schon ein Punkt für das erste
       Halbfinale seit der EM 2008 genügt.
       
       Damit kommt es zum Abschluss der Gruppenspiele am Mittwoch (16.15 Uhr/ZDF)
       gegen Polen zum Showdown um den Halbfinaleinzug und einen Platz im
       Olympia-Qualifikationsturnier. "Wir haben hier schon so viele Endspiele
       gehabt. Wir haben jetzt eine zweite Chance, und sie lassen wir uns nicht
       nehmen", verkündete Bundestrainer Martin Heuberger selbstbewusst.
       
       Über die vergebene erste Möglichkeit wollte er seiner Mannschaft keinen
       Vorwurf machen. "Dänemark ist nicht umsonst Vize-Weltmeister, das ist eine
       ganz ausgebuffte Mannschaft. Wir waren einfach nicht clever genug", meinte
       er. Und Kapitän Pascal Hens bemängelte: "Wir haben die Abschlüsse zu früh
       gesucht."
       
       Vor rund 5.000 Zuschauern in der Arena Belgrad warfen Uwe Gensheimer (4/2),
       Michael Haaß (4), Lars Kaufmann (4) und Christoph Theuerkauf (4) die
       meisten Tore für das deutsche Team. "Das war der erste Matchball, eine
       Chance haben wir noch. Vielleicht wäre nur eine Chance besser gewesen.
       Jetzt haben wir die Situation, die wir vermeiden wollten", erklärte Haaß.
       
       ## Fan des Gegners
       
       Martin Heuberger hat sich vor der Partie als Fan des dänischen Handballs
       geoutet. "Handballerisch ist es eine Augenweide", erklärte der
       Bundestrainer. Zuletzt bekamen er und seine Mannschaft die Spielkunst der
       Skandinavier beim Supercup im vorigen November vorgeführt, als es in Berlin
       eine 26:29-Niederlage gab.
       
       Auch die letzten wichtigen Duelle beider Teams waren verloren gegangen: Im
       EM-Halbfinale 2008 in Norwegen, in der Vorrunde bei den Olympischen Spielen
       2008 in Peking sowie in der Hauptrunde der WM 2009 in Kroatien.
       
       Für die Begegnung mit den Dänen traf Heuberger wieder einmal eine
       überraschende Entscheidung. Er stellte Kapitän Pascal Hens in die
       Anfangsformation, obwohl dieser noch am Vortag wegen eines
       Magen-Darm-Infektes das Bett gehütet hatte.
       
       "Wir brauchen ihn gegen Dänemark", begründete er die Maßnahme. Zudem
       verzichtete der Bundestrainer auf eine Sonderbewachung für Dänemarks
       Rückraum-Ass Mikkel Hansen und vertraute wieder der bislang stabilen
       Abwehrvariante. "Einen Systemwandel zu vollziehen, birgt Risiken."
       
       ## Blitzschnelles Konterspiel
       
       ## 
       
       Das zahlte sich zunächst aus. Die deutsche Mannschaft erwischte einen
       glänzenden Start und setzte sich 5:1 (6.) ab. Eine frühe Auszeit von
       Dänemarks Trainer Ulrik Wilbek fruchtete dann nach dem 6:2 (7.). Der
       Vorsprung der DHB-Auswahl schmolz Tor um Tor und war beim 6:6 (13.)
       aufgebraucht. Doch ungeachtet dessen spielte das Team um den weiter
       glücklos, aber engagiert agierenden Pascal Hens mit großer Gelassenheit
       weiter und zog so wieder mit 10:8 (23.) in Front.
       
       Danach jedoch häuften sich einmal die Fehler in der Offensive. Diese
       nutzten die mit vier Bundesliga-Akteuren angetretenen Dänen eiskalt zu
       Kontertoren durch Anders Eggert von der SG Flensburg-Handewitt und Hans
       Lindberg vom deutschen Meister HSV Hamburg. Das Team von Bundestrainer
       Heuberger geriet so mit 11:14 (25.) ins Hintertreffen und ging mit einem
       14:17-Rückstand in die Pause, weil die Skandinavier im Angriff weitaus
       effektiver waren.
       
       Vor allem mit ihrem blitzschnellen Konterspiel hielten die Dänen das
       deutsche Team auf Distanz. Die DHB-Auswahl hatte sich mühevoll auf 16:18
       (35.) herangekämpft, da sorgten drei Treffer aus Tempogegenstößen beim
       16:21 (38.) für ein Fünf-Tore-Minus. Danach stemmte sich der WM-Elfte zwar
       mit allen Mitteln gegen die drohende zweite Turnierniederlage, konnte sie
       aber nicht mehr abwenden. Der brilliant haltende Niklas Landin sicherte den
       Dänen den Sieg.
       
       ## Serben überzeugen bei Heim-EM
       
       Derweil haben Serbiens Handballer als erste Mannschaft das Halbfinale
       erreicht. Der Gastgeber gewann am Montag in Belgrad gegen Schweden sein
       zweites Hauptrundenspiel mit 24:21 (14:11). Mit 7:1 Punkten können die
       Serben nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze in der Gruppe I
       verdrängt werden.
       
       Serbien spielt damit zum ersten Mal seit dem dritten Platz bei der WM 2001
       in Frankreich bei einem großen Turnier wieder um die Medaillen. Vor rund
       18.000 Zuschauern in der Arena Belgrad waren Marko Vujin (5) für Serbien
       und Kim Ekdahl du Rietz (8) für Schweden die besten Torschützen.
       
       24 Jan 2012
       
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