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       # taz.de -- Kulturinstitution vor dem Aus: Keiner an der Kasse
       
       > Max Ernst, Pablo Picasso und Norbert Bisky haben hier schon ausgestellt.
       > Doch nun steht das Zehlendorfer Haus am Waldsee vor finanziellen
       > Schwierigkeiten
       
   IMG Bild: Angesehen, bekannt, beeindruckend: Teil der aktuellen Ausstellung über die Graft-Architekten im Haus am Waldsee
       
       Das Haus am Waldsee hat Tradition: Seit 1946 präsentiert es zeitgenössische
       Kunst. Pablo Picasso stellte hier aus, Henry Moore zeigte Skulpturen, die
       Berliner Philharmoniker gaben hier nach dem Krieg ihr erstes Konzert.
       Installationen, Malerei, Fotografie und Architektur finden in den Räumen
       und im Park des Zehlendorfer Kunsthauses ihren Platz. Nun jedoch steht das
       Haus vor enormen finanziellen Schwierigkeiten.
       
       Zwar ist der Besucherandrang mit jährlich bis zu 40.000 Gästen ungebrochen.
       Trotzdem sieht Leiterin Katja Blomberg die Gefahr, "dass wir im März
       schließen müssen, weil wir Mitarbeiter nicht mehr bezahlen können". Dass
       die Finanzierung des Hauses auf wackligen Füßen steht, hat vor allem drei
       Gründe. Seit 2004 hat das Haus einen privaten Träger, der die bezirklichen
       Mittel in Höhe von 156.000 Euro verwaltet, mit denen sich das Haus
       hauptsächlich finanziert.
       
       Obwohl die Summe von Beginn an knapp kalkuliert war und das Haus zudem mit
       steigenden Nebenkosten zu kämpfen hat, wurden die Gelder in diesen acht
       Jahren nicht erhöht. Rund 50.000 Euro jährlich fehlten, um den Betrieb ohne
       Hilfe von Dritten aufrechtzuerhalten, sagt Blomberg.
       
       Erschwerend kommt hinzu, dass der Träger, der gemeinnützige "Verein der
       Freunde und Förderer - Haus am Waldsee", weder Kapital anhäufen darf noch
       Kredite bekommt. Mitgliederbeiträge und Sponsorengelder dürfen nur zur
       Finanzierung aktueller Projekte und Ausstellungen verwendet werden. Kosten
       für festes Personal kann das Haus dadurch also nicht abdecken.
       
       Bis letzten Oktober, sagt Blomberg, konnte das Museum die Lücken in der
       Finanzierung durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ausgleichen. Der Senat
       strich die Stellen jedoch, sodass das Haus am Waldsee etwa technisches
       Personal nun selbst bezahlen muss.
       
       Für Blomberg und ihre Mitarbeiter ist das existenzbedrohend. Neben den
       ohnehin fehlenden 50.000 Euro fehlten dadurch weitere 35.000 Euro, sagt
       Blomberg. Nächstes Jahr würden es sogar noch mehr sein. Zwar sammle man
       bereits Geld für verschiedene Projekte und den Unterhalt des Hauses. "Aber
       so viel können wir nicht aus eigener Kraft aufbringen." Wenn sich also
       nicht bald eine Lösung mit dem Senat findet, rutscht das Haus im März in
       die roten Zahlen.
       
       Die Situation scheint dabei völlig paradox. Denn die dann laufende
       Ausstellung des japanischen Künstlers Takehito Koganezawa ist durch den
       Haupstadtkulturfonds zwar schon komplett finanziert, es wird jedoch niemand
       an der Kasse sitzen, um dafür Eintrittskarten zu verkaufen.
       
       Vor allem das Land sei nun in der Pflicht, findet Leiterin Blomberg. Man
       biete in Stadtnähe ein erstklassiges kulturelles Angebot, das sich der
       internationalen Kunstszene der Stadt widmet. "Wenn man sieht, wie viel für
       manche Projekte ausgegeben wird, dann stellt sich schon die Frage, ob das
       Geld nicht sinnvoller in ein bereits erfolgreich arbeitendes Haus gesteckt
       werden könnte."
       
       20 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Schuldt
       
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