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       # taz.de -- Kommentar Migranten: Migranten zu Beamten
       
       > Der Bericht über die "Integrationsindikatoren" ist eine gute Sache. Er
       > zeigt, auf welchen Feldern die Bundesregierung handeln muss.
       > Offensichtlich im öffentlichen Dienst.
       
       Mit einer neuen Anzeigenkampagne will die Bundesregierung dafür werben,
       dass sich mehr Einwanderer für eine Karriere im öffentlichen Dienst
       entscheiden. Denn die Zahl der Beamten, die einen Migrationshintergrund
       besitzen, dümpelt seit Jahren auf dem gleichen niedrigen Niveau.
       
       Das ist eines der Ergebnisse des "zweiten Integrationsindikatorenberichts",
       der die Fortschritte bei der Integration von Zuwanderern in Deutschland
       messen soll.
       
       Es ist eine gute Sache, dass es diesen Bericht überhaupt gibt. Denn er
       zeigt nicht nur auf, wo bei vielen Einwanderern noch Defizite bestehen oder
       wo sie offensichtlich benachteiligt werden. Er macht auch deutlich, wo es
       den berühmten politischen "Handlungsbedarf" gibt und auf welchen Feldern
       die Bundesregierung mehr tun könnte. Was den öffentlichen Dienst betrifft,
       so macht der diesjährige Bericht etwa deutlich, dass sie hier ihre
       Hausaufgaben nicht gemacht hat.
       
       Es ist ja nicht ausgemacht, dass es nur an fehlenden Bewerbungen liegt,
       wenn Migranten bislang so selten im öffentlichen Dienst landen. Es könnte
       auch sein, dass viele Bewerber gar nicht genommen werden. Erst jüngst
       brachte eine Studie zutage, dass Bewerber mit türkischen oder arabischen
       Namen schlechtere Chancen haben, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
       
       Der öffentlichen Dienst könnte da ein leuchtendes Vorbild für andere
       Arbeitgeber sein. Ob es dort besser läuft, darüber sagt der neue Bericht
       aber leider nichts aus.
       
       Sicher ist nur: Eine Werbekampagne allein reicht nicht aus, um mehr
       Migranten zu Beamten zu machen. Die Behörden müssen auch angehalten werden,
       sich stärker für Bewerber mit Migrationshintergrund zu öffnen. Dazu braucht
       es nicht unbedingt eine Quote. Besser wären etwa anonyme
       Bewerbungsverfahren, wie sie in den USA seit den 60er Jahren üblich sind.
       
       12 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bax
       
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