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       # taz.de -- Merkel trifft Monti: Jeden Tag ein Krisentreffen
       
       > Nachdem sich Bundeskanzlerin Merkel am Dienstag mit IWF-Chefin Lagarde
       > besprochen hat, trifft sie am Mittwoch den italienischen Regierungschef
       > Monti. Der verlangt eine wichtigere Rolle Italiens.
       
   IMG Bild: Werden sie die Eurozone retten? Auf jeden Fall haben Merkel (l.) und Lagarde mal über die Krise gesprochen.
       
       BERLIN dpa | Kurz vor einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel hat
       Italiens Regierungschef Mario Monti vor anti-europäischen Protesten gewarnt
       und eine wichtigere politische Rolle Roms verlangt. Merkel trifft sich am
       Mittwoch mit Monti, um sich mit ihm über das Vorgehen in der
       Euro-Schuldenkrise abzustimmen. Die kreditwürdigtkeit Italiens könnte
       demnächst von der Ratingagentur Fitch herabgestuft werden.
       
       Monti warnte in der Zeitung Die Welt: "Wenn es für die Italiener in
       absehbarer Zeit nicht greifbare Erfolge ihrer Spar- und Reformbereitschaft
       gibt, wird in Italien ein Protest gegen Europa entstehen, auch gegen
       Deutschland, das als Anführer der EU-Intoleranz gilt, und gegen die
       Europäische Zentralbank." Er fordere "von den Italienern schwere Opfer -
       diese kann ich ihnen aber nur abverlangen, wenn sich dafür konkrete
       Vorteile abzeichnen".
       
       Als Beispiel für ein Entgegenkommen der EU nannte Monti eine Senkung des
       Zinssatzes. Er sagte: "Ich kann aber mit meiner Politik keinen Erfolg
       haben, wenn sich die Politik der EU nicht ändert. Und wenn das nicht
       geschieht, könnte Italien - das immer ein sehr europafreundliches Land
       gewesen war - in die Arme von Populisten flüchten." Zugleich forderte der
       Regierungschef eine größere Rolle Italiens in der EU. "Europa muss mehrere
       Zentren haben. Und Italien ist eines von ihnen. (...) Wir sind ein starkes,
       ein stolzes Land, und wir haben eine im Prinzip effektive Wirtschaft."
       
       ## Sechs Länder unter Beobachtung
       
       Unterdessen sieht die Ratingagentur Fitch für Italien erhebliche Risiken
       einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Fitch hatte sechs Länder der
       Eurozone, darunter Italien und Spanien, im Dezember unter verschärfte
       Beobachtung gestellt und überprüft derzeit deren Bonitätsnoten. Mit
       Spannung wird erwartet, wie Italien mit seinen bevorstehenden
       Milliarden-Refinanzierungen abschneiden wird.
       
       Am Dienstag hatte IWF-Chefin Christine Lagarde in Berlin mit der
       Bundesregierung über die Krise beraten. Nach einem Treffen mit
       Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprach Lagarde am Abend mit der
       Kanzlerin. Dabei ging es dem Vernehmen nach um die angespannte Lage in
       Griechenland und Ungarn sowie anderen Problemländern. Auch der
       Euro-Rettungsschirm ESM sowie der "Fiskalpakt" sollten Thema sein. Athen
       bangt um die siebte Tranche von fünf Milliarden Euro aus dem ersten
       Hilfspaket, die schon im Dezember fällig war.
       
       11 Jan 2012
       
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