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       # taz.de -- Demokratisierung in Birma: San Suu Kyi kandidiert fürs Parlament
       
       > Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi kandidiert bei den Wahlen
       > im April. Es wird als Zeichen dafür gewertet, dass die Regierung die
       > angekündigten Reformbemühungen ernsthaft angeht.
       
   IMG Bild: Der lange Widerstand der tapferen Oppositionellen scheint sich endlich gelohnt zu haben.
       
       RANGUN dapd | Die birmanische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi
       hat ihre Kandidatur für einen Parlamentssitz bei einer Wahl im April
       angekündigt. Parteisprecher Nyan Win erklärte am Dienstag, die
       Oppositionsführerin wolle sich um einen Sitz in Rangun, der größten Stadt
       des Landes, bemühen. Ihre Partei, die Nationale Liga für Demokratie (NLD),
       war erst in der vergangenen Woche für die Wahlen zugelassen worden.
       
       Suu Kyis Kandidatur wird als Zeichen dafür gewertet, dass die Regierung
       ihre angekündigten Reformbemühungen wie beispielsweise die Zulassung von
       Gewerkschaften und die Ausweitung der Pressefreiheit ernsthaft umsetzen
       will. Bei einem Sieg würde die Oppositionsführerin erstmals einen Sitz im
       Parlament erlangen.
       
       Die vorherigen Wahlen im November 2010 hatte die NDL wegen restriktiver
       Auflagen boykottiert, nach denen unter anderem Suu Kyi nicht als Kandidatin
       antreten durfte. Damals hatte die Regierung die Oppositionspolitikerin
       unter Hausarrest gestellt. Nach dem Ende der Militärherrschaft in Birma
       hatte die NDL dann entschieden, sich wieder am politischen Prozess zu
       beteiligen.
       
       ## Erstes Land lockert Sanktionen
       
       Auf großes Mitspracherecht kann sie dennoch nicht hoffen: Selbst wenn die
       NDL im April alle der noch freien 48 Sitze gewinnen würde, bliebe ihre
       Macht minimal. Dem Militär ist jeweils ein Viertel der Sitze in Unter- und
       Oberhaus sicher. Die größte pro-militärische Partei hat zudem 80 Prozent
       der übrigen 498 Sitze inne.
       
       Die Partei von Suu Kyi hatte 1990 bei einer Parlamentswahl einen
       Erdrutschsieg erlangt. Die damalige Militärregierung erkannte das Ergebnis
       jedoch nicht an und stellte die Friedensnobelpreisträgerin in den
       vergangenen 15 Jahren immer wieder unter Hausarrest. Damit wollte sie die
       Beliebtheit der Politikerin schwächen. Suu Kyi wurde dennoch zum
       bekanntesten Gesicht Birmas und zur Ikone der nationalen
       Demokratiebewegung.
       
       Nachdem viele Staaten während der Herrschaft der Militärjunta Sanktionen
       gegen Birma verhängt hatten, wollen sie die Beziehung nun wieder
       verbessern. Im November besuchte auch US-Außenministerin Hillary Clinton
       das Land. Am Montag lockerte Australien als erster Staat die Sanktionen
       gegen die herrschende Elite des Landes.
       
       10 Jan 2012
       
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