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       # taz.de -- Chinas Währung auf Erfolgskurs: Der Yuan im neuen Glanz
       
       > China forciert den globalen Aufstieg seiner Währung. Sie könnte einmal
       > den Dollar vom Thron stoßen. Doch bis dahin ist es für den Yuan noch ein
       > langer Weg.
       
   IMG Bild: Ist der Yuan bald die größte Reservewährung?
       
       Es gab eine Zeit, da wollte man sich den Renminbi (auch Yuan genannt) nicht
       einmal ins Portemonnaie stecken. Die schmutzigen Geldscheine aus schlechtem
       Papier waren zefleddert. Wasserzeichen gab es nicht. Vor allem aber konnte
       man mit der "Volkswährung" (wie sie übersetzt heißt) nur chinesische Ware
       kaufen – damals noch zumeist minderwertige Konsumartikel oder Lebensmittel.
       Für höherwertige Ware aus dem Ausland musste man in einer separaten
       chinesischen Währung bezahlen, dem Foreign Exchange Certificate (FEC).
       Diese Währung war Privilegierten und Ausländern vorbehalten.
       
       Der FEC wurde 1998 abgeschafft. Die Renminbi-Scheine sind nun aus besserem
       Papier. Und kaufen lässt sich mit diesem Geld in China so ziemlich alles,
       was es an Konsumartikeln auf der Welt gibt. Nur international
       konvertierbar, das ist die chinesische Währung bislang nicht. Jetzt aber
       tritt der Renminbi seinen weltweiten Siegeszug an.
       
       Immer mehr Länder und internationale Unternehmen schließen mit China
       Verträge ab, die es ihnen erlauben, den Handel in Renminbi abzuwickeln.
       Zuletzt vereinbarte Peking ein entsprechendes Abkommen mit Japan.
       Japanische Unternehmer können nun bald ihre Waren aus China nicht nur
       direkt in Renminbi bezahlen, sondern sie dürfen auch in chinesische
       Staatsanleihen investieren.
       
       Angesichts der schieren Größe dieser beiden Volkswirtschaften sei "dieses
       Abkommen weit wichtiger als alle anderen Währungsabkommen, die China in den
       Vergangenheit abgeschlossen hat", bewertete der Pekinger Ökonom Ren
       Xianfang von IHS Global Insight gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg
       das Abkommen.
       
       Interessant ist auch Folgendes: Immer mehr internationalen Firmen wird an
       speziell von der chinesischen Regierung ausgewählten Off-Shore-Zentren
       erlaubt, Renminbi-Konten zu eröffnen. Seit etwas mehr als einem Jahr
       vergibt die chinesische Regierung etwa über ihre Sonderwirtschaftszone
       Hongkong Renminbi-Anleihen an ausländische Investoren, sogenannte
       Dim-Sum-Bonds.
       
       Sie sind nach einer kulinarischen Spezialität in der ehemaligen britischen
       Kolonie benannt. Diese Bonds haben sich binnen weniger Monate zu dem am
       schnellsten wachsenden Schuldpapiersegment der Welt entwickelt.
       
       Doch damit nicht genug: Nach Hongkong soll demnächst auch Singapur in den
       Genuss dieses Renminbi-Handels kommen. Die Zentralbanken von Nigeria,
       Thailand und den Philippinen haben angekündigt, dass sie einen Teil ihrer
       Devisenreserven künftig in Renminbi umschichten wollen. Und im September
       vergangenen Jahres hat Peking mit London vereinbart, dass auch an der City
       künftig mit Renminbi gehandelt werden darf.
       
       Damit entwickelt sich die britische Hauptstadt zum ersten Off-Shore-Zentrum
       in Europa für die chinesische Währung. Gemäß ihrer Doktrin der langsamen
       Schritte kommt die chinesische Führung ihrem Ziel näher, ihre Währung auch
       als eine der weltweit führenden Reservewährungen zu etablieren.
       
       Schon mehren sich die Stimmen, dass der Yuan bald den Dollar als bislang
       größte Reservewährung vom Thron stoßen könnte. Der US-amerikanische Ökonom
       Barry Eichengreen weist darauf hin, dass angesichts der Stärke der
       chinesischen Volkswirtschaft eine solche Entwicklung durchaus möglich sei.
       Und während westliche Staaten zwischen 80 bis 100 Prozent, Japan sogar mit
       200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet sind, liegen die
       Staatsschulden Chinas seit Jahren stabil bei 20 Prozent.
       
       Doch bis zur größten Reservewährung ist es für den Renminbi wahrhaftig noch
       ein weiter Weg. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
       (BIZ) war die US-Währung im vergangenen Jahr an 85 Prozent aller
       Devisentransaktionen beteiligt. Der Renminbi brachte es dagegen nicht
       einmal auf ein mageres Prozent.
       
       6 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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