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       # taz.de -- Granatenattacke in Ruanda: Tote und Verletzte in Kigali
       
       > Die Regierung und UN-Experten machen die Hutu-Miliz FDLR für
       > Angriffsserie verantwortlich. Es war der elfte Anschlag seit der
       > Wiederwahl Paul Kagames 2010.
       
   IMG Bild: Als Kagame Präsident wurde, rechnete er nicht mit wiederaufflammender Gewalt.
       
       KAMPALA taz | Zum ersten Mal seit fast einem Jahr hat es in Ruandas
       Hauptstadt Kigali wieder einen Anschlag mit Todesfolge gegeben. Zwei
       Menschen starben und 16 wurden schwer verletzt, als am Dienstagabend kurz
       nach 19 Uhr auf einem Obst- und Gemüsemarkt nahe dem Fußballstadion eine
       Granate explodierte. Journalisten vor Ort bestätigen, Verletzte hätten
       durch die Explosion Gliedmaßen verloren.
       
       Es ist der elfte Anschlag seit Anfang 2010, dem Jahr der Wiederwahl Paul
       Kagames als Präsident. Sieben Menschen wurden insgesamt getötet, über 100
       verletzt. Die Angriffe laufen meist ähnlich ab: Kurz nach Einbruch der
       Dunkelheit um 18 Uhr, wenn die Hauptstädter von der Arbeit nach Hause
       gehen, werden Granaten - vermutlich von einem Motorrad oder Fahrzeug aus -
       an belebte Orte geworfen: Bushaltestellen, Einkaufsstraßen, Märkte. Ziel
       scheint zu sein, möglichst viel Angst und Panik zu verbreiten.
       
       "Wir haben Ermittlungen aufgenommen, aber noch niemanden festgenommen",
       sagt Polizeisprecher Theos Badege zum jüngsten Anschlag. Seit 2010 wurden
       30 Verdächtige verhaftet. Ruandas Regierung hat in der Vergangenheit
       verschiedene Gruppen für die Granatattacken verantwortlich gemacht: allen
       voran die im Kongo stationierte ruandische Hutu-Miliz FDLR (Demokratische
       Kräfte zur Befreiung Ruandas). Zwei FDLR-Mitglieder wurden 2010
       festgenommen, als Granaten im südruandischen Butare explodierten.
       
       ## Ziel der FDLR sei, Ruandas Image zu schädigen
       
       Gegenüber den Experten des UN-Sanktionskomitees zur Überwachung des
       Waffenembargos gegen bewaffnete Gruppen im Kongo bestätigten die Häftlinge,
       dass es ein Ziel der FDLR sei, mit Granatenanschlägen dem Image Ruandas zu
       schaden. Der Koordinator sei FDLR-Hauptmann Samson Muzuru in der
       ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu.
       
       Wegen der Anschläge vor Gericht steht in Kigali auch Oppositionspolitikerin
       Victoire Ingabire. Sie wollte 2010 gegen Kagame antreten, wurde aber
       stattdessen wegen "Genozid-Ideologie", Gründung einer bewaffneten Miliz
       sowie Mitwisserschaft bei terroristischen Aktionen angeklagt. Die
       Staatsanwaltschaft sieht hinter den Anschlägen die "Koalition der
       Demokratischen Kräfte" (CFD), den angeblichen bewaffneten Arm von Ingabires
       Partei FDU-Inkingi (Vereinigte Demokratische Kräfte), die in Ruanda nicht
       zugelassen ist.
       
       Staatsanwalt Bonaventure Ruberwa verlas im September vor Gericht eine
       E-Mail an CFD-Kommandeur Vital Uwumuremyi: 20 Granaten seien nach Ruanda
       geschmuggelt worden, und mit diesen seien Attacken in Kigali erfolgt,
       schreibt darin ein "Jacky Chan" und verlangt, Ingabire zu informieren, da
       mehr Geld benötigt werde. Als Beweise legte der Staatsanwalt dann
       Quittungen von Western Union vor.
       
       4 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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