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       # taz.de -- Kommentar Jordanien als Nahostvermittler: Guter Wille allein reicht nicht
       
       > Jordanien ist kein schlechter Vermittler. Doch dem König fehlen die
       > Mittel, um die Palästinenser zu locken - und um Israel zum Siedlungsstopp
       > zu bewegen.
       
       Dem jordanischen Monarchen gelingt, woran die EU, die UN und die USA mit
       vereinten Kräften scheiterten. Nach gut einem Jahr Verhandlungsstillstand
       brachte König Abdallah II. Vertreter der Palästinenser und Israels
       zusammen. Der neue Mediator verfügt aber weder über Geld noch bedeutenden
       überregionalen Einfluss. Aus Mangel an Alternativen kommt der König zum
       Zug.
       
       Die USA signalisieren nicht nur stetig schrumpfendes Interesse für die
       Konfliktlösung, sie haben sich mit ihrer inkonsequenten Haltung zum
       israelischen Siedlungsbau und ihrem strikten "Nein" zum Palästinenserstaat
       als parteiisch entlarvt. Auch das unentschlossene Verhalten einiger
       EU-Staaten, inklusive Deutschlands, die sich über das Für und Wider eines
       unabhängigen Palästinas bis heute den Kopf zerbrechen, lässt das Vertrauen
       schwinden, das die Führung in Ramallah für Europa empfindet.
       
       Jordanien ist nicht der schlechteste Kandidat für den Vermittlerposten. Die
       Monarchie hält ohne Abstriche am Frieden mit Israel fest. Gleichzeitig
       unterstützt sie die Ambitionen der moderaten palästinensischen Führung auf
       einen eigenen Staat. König Abdallah ist glaubwürdig. Ein
       israelisch-palästinensischer Frieden ist für die Stabilität Jordaniens, in
       der Palästinenser rund die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, wichtig. Noch
       geht der arabische Frühling an der Monarchie vorbei.
       
       Jordanien positioniert sich zudem eher auf der Seite Israels und der
       gemäßigten Palästinenserorganisation Fatah, während Ägypten im letzten Jahr
       einen deutlichen Schritt auf die palästinensischen Islamisten von der Hamas
       zugegangen ist. Die ideologische Nähe und der gute Wille allein werden
       dennoch nicht reichen, um den Frieden voranzutreiben, solange es an gutem
       Willen in Jerusalem mangelt. Jordanien fehlen die Mittel, um Israel zum
       Siedlungsstopp zu bewegen - und um die Palästinenser zu locken, dennoch den
       Verhandlungen zuzustimmen.
       
       2 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
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