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       # taz.de -- Razzia gegen NGOs in Ägypten: Adenauers Tür bleibt zu
       
       > Ende letzter Woche wurde neben 16 Nichtregierungsorganisationen auch das
       > Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung durchsucht. Es geht um angeblich
       > illegale Finanzhilfen.
       
   IMG Bild: Andreas Jacobs, Büroleiter der KAS, soll in den nächsten Tagen bei der Staatsanwaltschaft in Kairo vorgeladen werden.
       
       BERLIN/KAIRO dpa/dapd | Die ägyptischen Behörden halten nach den
       international heftig kritisierten Razzien das Büro der
       Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) weiter geschlossen. Der Kairoer Büroleiter
       der CDU-nahen Stiftung, Andreas Jacobs, solle in den nächsten Tagen von der
       Staatsanwaltschaft vorgeladen werden.
       
       Das sagte der Vorsitzende der KAS, Hans-Gert Pöttering, der Neuen
       Osnabrücker Zeitung am Montag. Von der fortdauernden Aussperrung seien
       neben der deutschen Stiftung auch 16 weitere Nichtregierungsorganisationen
       betroffen. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegenüber der Stiftung
       bezeichnete Pöttering als haltlos.
       
       "Ich fordere die ägyptischen Behörden auf, unsere wertvolle Arbeit zur
       Förderung demokratischer Strukturen nicht weiterhin zu behindern", sagte
       der ehemalige Präsident des Europaparlaments. "Zudem müssen die
       beschlagnahmten Computer und Dokumente unverzüglich zurückgegeben werden,
       wie es auch der Militärrat in Aussicht gestellt hat."
       
       Die Razzien bei den 17 ägyptischen und ausländischen Organisationen am
       Donnerstag hatten weltweit scharfe Reaktionen ausgelöst. Die Behörden
       hatten den Einsatz mit dem Verdacht auf illegale ausländische Finanzhilfen
       für ägyptische Organisationen begründet. Vertreter der ägyptischen
       Demokratiebewegung warfen dem Militärrat Einschüchterungsversuche vor.
       
       ## Ägypten weist Kritik zurück
       
       Die Bundesregierung hat den parteinahen Stiftungen für den Aufbau
       demokratischer Strukturen in Ägypten und anderen Umbruchländern zusätzlich
       Geld zur Verfügung gestellt. Dazu gehören aus dem Haushalt des
       Entwicklungsministeriums 5 Millionen Euro für einen Demokratiefonds, 8
       Millionen für einen Beschäftigungsfonds sowie 23 Millionen für einen
       Wirtschaftsfonds.
       
       Dazu kommen zunächst bis 2013 jährlich je 50 Millionen Euro aus dem Etat
       des Auswärtigen Amtes. Die Adenauer-Stiftung arbeitet seit über 30 Jahren
       in Ägypten. Nach Angaben Pötterings wurden dem Büroleiter in Kairo keine
       Dokumente vorgelegt, in denen Vorwürfe konkretisiert wurden.
       
       Ägypten hat die internationale Kritik an den Durchsuchungen bei
       Nichtregierungsorganisationen klar zurückgewiesen. In einer ersten
       offiziellen Stellungnahme zu den Razzien verteidigte die Regierung das
       Vorgehen vom Donnerstag.
       
       "Dies war keine Razzia oder eine Stürmung oder ein Angriff", erklärte die
       für internationale Zusammenarbeit zuständige Ministerin, Faisa Abul Naga,
       am Sonntag. Das Vorgehen entspreche einer legitimen Untersuchung von
       Organisationen, die verdächtig seien, ohne Erlaubnis zu arbeiten und
       entgegen dem Gesetz politisch gefördert zu werden.
       
       Abul Naga verwies auf wiederholte Beschwerden seitens der Militärregierung
       und der Justiz über Bürgerrechtsgruppen, die mit ausländischen Mitteln
       Proteste und Instabilität gefördert hätten. Die Anweisung zu den
       Untersuchungen sei von unabhängigen Richtern gekommen, sagte die
       Ministerin. Die 17 betroffenen Büros seien im vergangenen Jahr "hinter dem
       Rücken der Regierung" entstanden.
       
       2 Jan 2012
       
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