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       # taz.de -- Anklage gegen Ex-Nordbank-Manager: Komplizierte Transaktionen
       
       > Die Staatsanwaltschaft wirft Bankern wegen verlustreicher Bilanzkosmetik
       > schwere Untreue vor. Dabei war ein Schaden von rund 500 Millionen Euro
       > entstanden.
       
   IMG Bild: Sein Anwalt bezeichnete die Vorwürfe als "absurd": Dirk Jens Nonnenmacher, ehemals Vorstandchef der HSH-Nordbank.
       
       HAMBURG taz | Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen sechs
       ehemalige Vorstandsmitglieder der HSH-Nordbank erhoben, darunter den
       ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Dirk Jens Nonnenmacher. Wie ein Sprecher
       bestätigte, ermittelt die Behörde "wegen Untreue in einem besonders
       schweren Fall" und zum Teil wegen "unrichtiger Darstellung".
       
       Im Mittelpunkt stehen dabei Fehler bei einem Geschäft zur
       Bilanzverschönerung Ende 2007, das der Landesbank Hamburgs und
       Schleswig-Holsteins einen Verlust von 500 Millionen Euro einbrachte. Die
       beiden Bundesländer hatten ihre Landesbanken im Juni 2003 verschmolzen mit
       dem Ziel, das Institut an die Börse zu bringen.
       
       In der Folge wurde ein privater Minderheitseigentümer an Bord geholt und
       die Bank auf Rendite getrimmt. Wie andere Landesbanken schloss sie in
       großem Umfang Kreditersatzgeschäfte ab: Sie kaufte zu handelbaren
       Wertpapieren gebündelte Kredite und ließ sich dafür üppige Zinsen zahlen.
       Das Risiko dahinter überschaute sie nicht.
       
       ## Börsengang trotz Finanzkrise
       
       Die Staatsanwälte ermitteln vor allem wegen eines Geschäfts namens "Omega
       55". Es wurde Ende 2007 abgeschlossen, um, wie Bankchef Nonnenmacher vor
       einem Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft sagte, das
       selbst gesteckte Ziel einer hohen Eigenkapitalquote erreichen zu können. Zu
       diesem Zeitpunkt plante die Bank trotz der sich abzeichnenden Finanzkrise
       noch den Börsengang für das Jahr 2008.
       
       Doch die Bilanzverschönerung ging schief und trug einen erklecklichen Teil
       dazu bei, dass die Nordbank 2008 einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro
       ausweisen musste. Der Börsengang wurde im März jenes Jahres abgesagt. Die
       beiden Länder retteten ihre Bank mit einer Kapitalspritze von drei
       Milliarden Euro und Bürgschaften über zehn Milliarden Euro.
       
       Nonnenmacher und seinem Vorgänger Hans Berger sowie den ehemaligen
       Vorständen Jochen Friedrich, Peter Rieck, Hartmut Strauß und Bernhard
       Visker wird unterstellt, sie hätten es bei dem Omega-Geschäft an Sorgfalt
       fehlen lassen, nur um für 2007 eine schöne Bilanz vorweisen zu können. Ob
       es sich dabei um legitime Bilanzkosmetik oder Bilanzfälschung handelte, ist
       offen.
       
       Nonnenmacher bezeichnete das Geschäft vor dem Ausschuss als
       "unternehmerische Entscheidung", bei der Fehler gemacht worden seien. Es
       sei "ein Symbol für die damaligen Schwächen in den Kernprozessen der Bank".
       Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungsakten dem Hamburger Landgericht
       übergeben. Dieses muss jetzt entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird.
       Das wird einige Monate dauern. Den Managern drohen Freiheitsstrafen von bis
       zu zehn Jahren, sollten sie verurteilt werden.
       
       2 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
       ## TAGS
       
   DIR HSH Nordbank
       
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