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       # taz.de -- Mario Monti fordert Unterstützung: Sparpaket gegen Vertrauen
       
       > Italiens Ministerpräsident hat seine Sparpläne mit der Vertrauensfrage
       > verknüpft. Am Freitag wird das Parlament darüber abstimmen, ob es weiter
       > hinter dem Regierungschef steht.
       
   IMG Bild: Ministerpräsident Mario Monti hat für Freitag die Vertrauensfrage gestellt.
       
       ROM dapd/dpa | Die Regierung des italienischen Ministerpräsidenten Mario
       Monti hat für Freitag eine Vertrauensfrage zu ihrem Sparvorhaben angesetzt.
       Mit diesem Schritt will sie dafür sorgen, dass ein umstrittenes Paket mit
       Sparmaßnahmen im Umfang von 30 Milliarden Euro verabschiedet wird. Die am
       Donnerstag angekündigte Vertrauensfrage fällt mit weiteren Streiks
       zusammen, mit denen die Gewerkschaften am Freitag besseren Schutz für
       Arbeitnehmer fordern wollen.
       
       Die Vertrauensfrage wurde im italienischen Unterhaus angekündigt, nachdem
       der Präsident der Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini, die Sitzung
       ausgesetzt hatte und zwei Parlamentarier von der rechtsgerichteten Partei
       Lega Nord des Raumes verwiesen hatte. Die beiden Abgeordneten hatten mit
       Bannern gegen die Wiedereinführung einer Steuer auf den Hauptwohnsitz
       protestiert.
       
       Die Lega-Nord war die einzige Partei, die der Regierung von Monti bei einer
       Abstimmung vergangenen Monat nicht das Vertrauen ausgesprochen hatte.
       Mitglieder der Fraktion protestierten am Donnerstag mit Pfiffen gegen das
       Sparvorhaben der Regierung. Der sichtlich aufgebrachte Fini sagte
       daraufhin: "Schäfer pfeifen, nicht Abgeordnete".
       
       Bereits am Mittwoch hatten Mitglieder der Lega Nord, einem Verbündeten der
       früheren Regierung von Silvio Berlusconi, im Senat ihre Verärgerung über
       die Sparmaßnahmen zum Ausdruck gebracht, indem sie Schilder hochhielten auf
       denen stand: "Genug Steuern". Das Sparprogramm bezeichneten sie als "Raub".
       
       Vor dem Parlamentsgebäude protestierten am Donnerstag hunderte
       Feuerwehrleute. Das Sparvorhaben der Regierung würde ihrer Ansicht nach
       rund 20.000 Feuerwehrleute ohne langfristige Verträge im Januar in die
       Arbeitslosigkeit führen. Ein landesweiter Streik im öffentlichen Verkehr
       sollte noch am Donnerstag beginnen und bis Freitag andauern.
       
       Zunächst sollte nur der Busverkehr außerhalb der Städte bestreikt werden.
       Vom Abend an wollten dann auch die Eisenbahner in einen 24-stündigen
       Ausstand treten. Am Freitag drohten Streiks bei Straßenbahnen, Bussen und
       Untergrundbahnen in den Städten zu größeren Verkehrsbehinderungen zu
       führen, wie italienische Medien berichteten.
       
       ## Sparpaket wurde heftig kritisiert
       
       Die neue Regierung in Rom will mit dem Sparpaket die hohe
       Staatsverschuldung in den Griff bekommen. Die vorgesehenen Steuererhöhungen
       und Ausgabenkürzungen sind sowohl von Politikern als auch Gewerkschaftern
       hart kritisiert worden.
       
       Am Freitag stimmt zunächst das Abgeordnetenhaus über das Sparpaket ab, der
       Senat wird voraussichtlich am Sonntag darüber entscheiden. Es wird
       erwartet, dass die von der EU und Europäischen Zentralbank (EZB)
       geforderten Sparmaßnahmen trotz der Proteste verabschiedet werden.
       
       Unterdessen stiegen am Donnerstag bei der letzten italienischen
       Staatsanleihen-Auktion des Jahres die Kreditkosten. Um von Anlegern drei
       Milliarden Euro über fünf Jahre geliehen zu bekommen, musste Italien einen
       Zinssatz von 6,47 Prozent zahlen.
       
       Damit lag der Zinssatz im Vergleich zur letzten derartigen Auktion vor
       einem Monat 0,17 Prozentpunkte höher. Der Zinssatz am Donnerstag war sogar
       der höchste, den der italienische Staat seit der Einführung des Euros 1999
       jemals zahlen musste.
       
       15 Dec 2011
       
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