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       # taz.de -- Kommentar Gebetsrufe in Israel: Eine Initiative gegen Muslime
       
       > Beim Muezzin-Gesetz geht es nicht um Lärmschutz. Es dient dazu, Muslime
       > zu demütigen. Am liebsten wäre es den Hardlinern, wenn sie das Land
       > verließen.
       
       Der Ruf des Muezzin kann, so romantisch er aus der Entfernung empfunden
       werden mag, zur nachtschlafenden Zeit den nichtmuslimischen Nachbarn einer
       Moschee durchaus auf die Nerven fallen.
       
       Manch einer, der sonst um die friedliche Koexistenz mit Andersgläubigen
       bemüht ist, wird sich deshalb insgeheim Hoffnung machen, dass das
       "Muezzin-Gesetz" schon bald verabschiedet wird - und damit ein für allemal
       Ruhe einkehrt in Israel. Zumindest, bis der eigene Wecker klingelt.
       
       Die Muslime des Landes hätten der Gesetzreform zuvorkommen müssen.
       Schließlich tragen auch sie Verantwortung für das friedliche Miteinander
       der Religionen. Den Lärmpegel auf ein erträgliches Volumen zurückzudrehen
       ist nicht zu viel verlangt - und sei es für den Preis, ein paar mehr, dafür
       kleinere Lautsprecher aufzustellen.
       
       Damit hätten die Muslime ihren Gegnern zumindest eine Angriffsfläche
       genommen. Denn nicht nur die Nachbarn islamischer Gebetshäuser befürworten
       das Gesetz, das den allmorgendlich über Lautsprecher verbreiteten Gebetsruf
       unter Strafe stellen soll.
       
       Was umso erstaunlicher ist, da es ein Lärmschutzgesetz, das die Bürger vor
       allzu rücksichtslosem Krach verschonen soll, in Israel längst gibt.
       
       Anastasia Michaeli ist Abgeordnete der rechtsnationalen Partei Israel
       Beitenu (Israel ist unser Haus). Ihr geht es nicht um mehr morgendliche
       Ruhe für die Langschläfer in Jaffa, Ramla oder anderen gemischten
       Wohngegenden. Ihr Reformvorschlag reiht sich ein in eine Liste von
       Gesetzen, die sich explizit gegen die arabische Minderheit in Israel
       richten.
       
       Die etwa ein Fünftel der Bevölkerung ausmachenden Muslime sollen mürbe
       gemacht werden. Sie sollen sich der jüdischen Mehrheit anpassen. Oder noch
       besser: aus dem Land verschwinden.
       
       14 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
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