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       # taz.de -- Einigung auf Euro-Rettungsgipfel: "Kleine Lösung" für die Schuldenkrise
       
       > Auf dem EU-Gipfel haben sich nur 23 Staaten auf einen Pakt gegen die
       > Schuldenkrise geeinigt. Insbesondere Großbritannien stimmte nicht zu -
       > aus Angst um die Finanzwirtschaft.
       
   IMG Bild: Können mit der Einigung zufrieden sein: Merkel und Sarkozy in Brüssel.
       
       BRÜSSEL dpa | Im Kampf gegen die Schuldenkrise werden 23 EU-Staaten im
       Frühjahr einen verbindlichen Pakt für mehr Haushaltsdisziplin schließen.
       Neben den 17 Eurostaaten ziehen noch 6 Länder mit, die bisher den Euro noch
       nicht haben. Eine große Lösung unter Einbeziehung aller 27 EU-Mitglieder
       ist dagegen beim Gipfel in Brüssel in der Nacht zu Freitag gescheitert.
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte dennoch viele ihrer Forderungen durch.
       Sie lobte den Kompromiss als "sehr gutes Ergebnis". Merkel fügte hinzu:
       "Wir werden eine neue Fiskalunion schaffen, die zugleich auch eine
       Stabilitätsunion ist." Dazu gehöre eine Schuldengrenze und automatische
       Sanktionen für Haushaltssünder.
       
       Insbesondere Großbritannien verhinderte mit weitreichenden Forderungen eine
       Einigung im Kreis aller 27 Staaten, berichtete der französische
       Staatspräsident Nicolas Sarkozy nach rund zehnstündigen Verhandlungen am
       frühen Freitagmorgen. Es soll nun ein neuer zwischenstaatlicher Vertrag
       geschlossen werden - der Text wird im März kommenden Jahres vorliegen.
       
       ## Großbritannien stellte "inakzeptable Forderungen"
       
       Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs vereinbarten auch kurzfristige
       Maßnahmen, um die Eurowährung glaubwürdiger und stabiler zu machen. So
       sollen für den Internationalen Währungsfonds (IWF) 200 Milliarden Euro
       verfügbar gemacht werden, damit die Washingtoner Finanzfeuerwehr dann
       ihrerseits Eurostaaten in Not beistehen kann. Das Geld soll von den
       Zentralbanken zur Verfügung gestellt werden.
       
       Sarkozy sagte, Großbritannien habe in der Vertragsdebatte zugunsten seiner
       Finanzwirtschaft "inakzeptable Forderungen" gestellt. Es werde sich deshalb
       ebenso wie Ungarn nicht dem angestrebten neuen Vertrag anschließen.
       Diplomaten ergänzten aber, dass sich Budapest noch bewegen könnte. Schweden
       und Tschechien wollten erst ihre Parlamente konsultieren.
       
       ## Einigung birgt rechtliche Probleme
       
       Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, lobte die
       Vereinbarung. "Das ist ein sehr gutes Ergebnis für die Eurozone. Das kommt
       einem guten Haushaltspakt sehr nahe." Der Italiener hatte einen solchen
       verbindlichen Pakt als Vorbedingung für ein Eingreifen der EZB auf den
       Märkten gemacht, beispielsweise beim Anleihenkauf.
       
       EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte, er hätte eine
       Vereinbarung im Kreis 27 EU-Mitglieder vorgezogen. Besonders Berlin und
       Paris hatten auf eine Vertragsveränderung gepocht, um rechtsverbindliche
       Regeln zum Schutz der bedrohten Eurowährung festzuschreiben. EU-Gipfelchef
       Herman Van Rompuy sagte: "Verträge zwischen Regierungen können schneller
       gebilligt werden als Vertragsveränderungen. Geschwindigkeit ist wichtig, um
       glaubwürdig zu sein."
       
       Das nun anstehende Vorgehen innerhalb der Eurogruppe birgt nach Ansicht von
       Experten aber zahlreiche rechtliche Probleme, denn die Bestimmungen dürfen
       Regeln der EU-Verträge nicht widersprechen.
       
       9 Dec 2011
       
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