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       # taz.de -- Wahl im Kongo: Ergebnis verschoben
       
       > Kongos Wahlkommission CENI verschiebt die Bekanntgabe des Wahlergebnisses
       > um 48 Stunden. Hinter den "technischen" Gründen steckt ein politischer
       > Streit.
       
   IMG Bild: Polizisten überwachen Kinshasa in den Tagen der Wahl.
       
       BERLIN taz | Bis spätestens Mitternacht am Dienstag war das vorläufige
       Endergebnis der Präsidentschaftswahl vom 28. November in der Demokratischen
       Republik Kongo angekündigt. Weniger als zwei Stunden vorher gab die
       Wahlkommission CENI per Staatsfernsehen eine Verschiebung der
       Ergebnisverkündung um 48 Stunden bekannt. Genannt wurden "technische"
       Gründe: Noch immer fehlten die Ergebnisse aus einigen besonders entlegenen
       Wahlzentren in dem riesigen, kaum erschlossenen Land.
       
       Veröffentlicht wurden lediglich neue Teilergebnisse, die aber den Wahlsieg
       von Präsident Joseph Kabila festschreiben: Laut CENI liegt Kabila nach
       Auswertung von 89 Prozent der Wahllokale uneinholbar vorn, mit 49 Prozent
       der Stimmen gegenüber 33 Prozent für seinen wichtigsten Rivalen,
       Oppositionsführer Etienne Tshisekedi von der sozialdemokratischen UDPS
       (Union für Demokratie und Sozialen Fortschritt).
       
       Die Ausrufung Kabilas zum Sieger am Donnerstag abend ist damit nur noch
       eine Formsache. Kabila-Anhänger begannen am Dienstag abend bereits mit
       Siegesfeiern in dem scharf abgeriegelten Luxushotel "Grand Hotel" im
       Regierungsviertel der Hauptstadt Kinshasa.
       
       Die Opposition allerdings ist nach wie vor aufgrund ihrer eigenen
       Auswertung der Wahlergebnisse davon überzeugt, dass Kabila die Wahlen
       verloren hat. Auf einer Pressekonferenz in Kinshasa bestätigte die
       UDPS-Führung ihren Standpunkt am Mittwoch und rief zugleich zur Ruhe auf.
       Sobald die CENI ihr Endergebnis vorlege, werde man das eigene
       veröffentlichen, hieß es.
       
       UDPS-Sprecher Remy Massamba begrüßte die Verschiebung der
       Ergebnisverkündung und äußerte die Hoffnung, dass die internationale
       Gemeinschaft nunmehr die Federführung über den Prozess der Stimmauswertung
       übernehme, im Sinne größerer "Transparenz und Glaubwürdigkeit".
       
       ## Angst vor Protesten
       
       Im Kongo wurden die Stimmen in den über 63.000 Wahllokalen bereits in der
       Nacht nach der Wahl ausgezählt und die Ergebnisse vor den Wahllokalen
       ausgehängt. Seitdem werden die Ergebnisprotokolle überprüft und mit den
       Inhalten der in Kompilationszentren eingelieferten Wahlurnen abgeglichen.
       Dies soll Unregelmäßigkeiten abschalten, aber nach Meinung der Opposition
       werden dabei erst recht Unregelmäßigkeiten von der CENI produziert.
       
       In den letzten Tagen war der internationale Druck auf die CENI gewachsen,
       trasnsparent zu machen, auf welcher Grundlage sie die von ihr vorgelegten,
       nach Provinz zusammengezählten Teilergebnisse erstellt hat. Es gab Berichte
       über Streit in der Führung der Wahlkommission, der letztendlich dazu
       geführt habe, dass die Ergebnisverkündung verschoben werden musste.
       Zugleich ist der US-Diplomat Bill Richardson nach Kinshasa gereist, um
       zwischen den beiden rivalisierenden politischen Lagern zu vermitteln.
       
       Allgemein herrscht große Sorge, dass eine Ausrufung Kabilas zum Wahlsieger
       Proteste in Oppositionshochburgen hervorrufen könnte, zu denen neben der
       Hauptstadt Kinshasa unter anderem auch die beiden Kasai-Provinzen im
       ZEntrum des Landes gehören. Dies könnte wiederum eine massive und brutale
       Reaktion der Sicherheitskräfte nach sich ziehen. Bereits zwei Tage vor den
       Wahlen hatte die Präsidialgarde am Flughafen von Kinshasa
       Oppositionsdemonstranten erschossen.
       
       Verkompliziert wird die Lage dadurch, dass Kabilas fünfjährige Amtszeit als
       gewählter Präsident mit dem 6. Dezember abgelaufen ist. Dies war einer der
       Gründe, warum an dem Termin 6. Dezember für das Wahlergebnis bis zuletzt
       festgehalten worden war. Manche radikale Oppositionelle gehen jetzt davon
       aus, Kabila sei nicht mehr der legitime Präsident des Landes. Gesetzlich
       bleibt er jedoch im Amt, bis es einen verfassungsmäßigen Nachfolger gibt,
       sei es er selbst oder jemand anders.
       
       7 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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