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       # taz.de -- Kommentar Birma: Clinton auf Kuschelkurs
       
       > Über die Motive des Clinton-Besuches muss debattiert werden. Geht es den
       > USA wirklich um mehr Demokratie oder nur um mehr Einfluss in der Region -
       > gegen China.
       
       Der Besuch von US-Außenministerin Hillary Clinton erfolgt nach dem Prinzip
       Zuckerbrot und Peitsche. Einerseits erscheint diese Visite, die erste eines
       US-Chefdiplomaten seit mehr als 50 Jahren, wie eine Belohnung für die
       bisherigen vorsichtigen Reformen der Regierung. Gleichzeitig aber
       signalisiert die US-Außenministerin, dass Birma in Sachen Demokratie noch
       einen weiten Weg vor sich hat.
       
       Nach Angaben von Exilorganisationen sitzen immer noch etwa 1.700 politische
       Gefangene hinter Gittern. Und während die Großkopferten in den Städten
       Naypyidaw und Rangun beim festlichen Essen über Demokratie plaudern, werden
       in den von ethnischen Minderheiten bewohnten Gebieten täglich Zivilisten
       von Regierungssoldaten ermordet, vergewaltigt und beraubt.
       
       Viele Fragen bleiben. Zum Beispiel, wie viel politische Macht Präsident
       Thein Sein wirklich hat. Zwar versuche dieser, friedlich mit ethnischen
       Rebellenorganisationen zu verhandeln, zitierte neulich ein
       Nachrichtenportal hochrangige Regierungsangehörige. Doch in militärischen
       Angelegenheiten habe immer noch der offiziell von der politischen Bühne
       abgetretene, einstige Juntachef Than Shwe das Sagen. So seien jüngste
       Offensiven gegen ethnische Rebellen von Than Shwe angeordnet worden.
       
       Auch über die Motive des Clinton-Besuches muss debattiert werden. Die Frage
       ist, ob es den USA, wie sie behaupten, tatsächlich ausschließlich um die
       Demokratisierung Birmas geht. Oder ob dahinter nicht doch auch das
       Interesse steckt, durch diese Tauwetter-Politik den Konkurrenten China in
       die Schranken zu verweisen und Boden in Südostasien gut zu machen. China
       war stets der engste Verbündete der früheren Militärjunta und wird seine
       wirtschaftlichen und strategischen Interessen nicht widerstandslos
       aufgeben.
       
       1 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nicola Glass
       
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