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       # taz.de -- Fahndungsplakate zum rechten Terror: Enge Verbindung von Nazitrio zur NPD
       
       > Der Generalbundesanwalt erwartet, dass weitere Beweise der Nähe des
       > Nazi-Terrortrios zur NPD zutage kommen. Ein Fahndungsplakat soll die
       > Bevölkerung zur Mithilfe bei den Ermittlungen auffordern.
       
   IMG Bild: Die Bundesanwaltschaft zeigt am Donnerstag in Karlsruhe Waffen die bei den Ermittlungen gegen die NSU-Gruppe gefunden wurden, hier eine Pistole Ceska 83, die erste Tatwaffe der sogenannten "Ceska-Mordserie".
       
       KARLSRUHE dpa | Der Generalbundesanwalt rechnet mit weiteren Belegen für
       die Nähe der Neonazi-Terrorzelle zur NPD. Die Festnahme des früheren
       NPD-Funktionärs Ralf Wohlleben am Dienstag weise klar in diese Richtung,
       sagte Harald Range am Donnerstag in Karlsruhe. Der Präsident des
       Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, ergänzte: "Wir werden noch weitere
       Beziehungen zur NPD entdecken." Zur weiteren Aufklärung setzen die
       Ermittler jetzt auf eine öffentliche Fahndung. Etwa eine Handvoll weiterer
       Verdächtiger sei im Visier.
       
       Range stellte aber klar, dass die Bundesanwaltschaft nicht gegen die NPD
       ermittelt, sondern gegen einzelne Personen, von denen die eine oder andere
       der NPD nahesteht. Es sei Aufgabe der Politik, daraus die notwendigen
       Schlüsse zu ziehen, fügte er mit Blick auf die Diskussion über ein neues
       NPD-Verbotsverfahren hinzu.
       
       Von den Fahndungsplakaten erhoffen sich die Ermittler Aufschlüsse über
       Hintermänner und Unterstützer der Neonazi-Terrorgruppe
       Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Bislang seien erst knapp 250
       Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, sagte Ziercke. Den Ermittlern sei
       es noch nicht gelungen, die Stationen der Terroristen lückenlos
       nachzuvollziehen. Er hofft, dass sich Zeugen melden, die Informationen über
       Wohnungen oder mögliche Arbeitsstellen der Verdächtigen beitragen können.
       Aber auch Begegnungen auf Park- oder Campingplätzen könnten Aufschluss
       geben. "Jeder Hinweis ist uns wichtig."
       
       Im Kreis der Verdächtigen gibt es offensichtlich einen Mann, gegen den
       zurzeit intensiv ermittelt wird. Er könnte der Gruppe seine Ausweispapiere
       zur Verfügung gestellt haben, sagte Range. Allerdings sei die Beweisführung
       nicht einfach. Range deutete an, dass der Verdächtige seine Unterstützung
       abstreitet und angibt, er habe seine Ausweise verloren.
       
       ## 2500 Beweisstücke
       
       Ein Team von rund 420 Beamten und 10 Staatsanwälten ist zurzeit mit der
       Fahndung beschäftigt - und es soll noch aufgestockt werden. Die Ermittler
       durchforsten auch tausende alte Fälle mit rechtsradikalem Hintergrund.
       "Allerdings haben wir es mit einem sehr breiten Spektrum zu tun", sagte
       Ziercke. Die NSU habe nicht nur gezielt zehn Morde begangen, sondern auch
       Splitterbomben gezündet und bei 14 Banküberfällen rund 600 000 Euro
       erbeutet. Es sei aber durchaus denkbar, dass ihr noch weitere Straftaten
       zuzurechnen seien.
       
       Die entscheidenden Hinweise ergeben sich nach Zierckes Angaben bislang
       hauptsächlich aus der Auswertung von rund 2500 Beweisstücken, die vor allem
       in der ausgebrannten Zwickauer Wohnung der Terrorzelle gefunden wurden.
       "Das ist ein glücklicher Umstand." So sei es gelungen, 56
       Fahrzeuganmietungen nachzuvollziehen, davon etwa ein Drittel Wohnmobile.
       Etliche Mietzeiträume passten mit Tatzeitpunkten zusammen.
       
       Auch in diesem Zusammenhang könnten Zeugen wichtige Details liefern, sagte
       Ziercke. Dem Bundeskriminalamt seien bereits einige Fotos und Videos von
       Menschen zugeschickt worden, die sich mit den Verdächtigen bei Urlauben
       angefreundet hätten. Diese Bilder würden zum Teil auch für die Fahndung
       verwendet.
       
       Ob die Hauptverdächtige Beate Zschäpe sowie die drei ebenfalls in
       Untersuchungshaft sitzenden mutmaßlichen Unterstützer ausgesagt haben oder
       aussagen wollen, darüber hüllte sich Range in Schweigen. Die Frage nach der
       Kronzeugenregelung für Zschäpe stelle sich aber derzeit nicht. Range wies
       zudem erneut Spekulationen zurück, der Verfassungsschutz habe Kontakte zur
       Terrorzelle unterhalten. Dafür gebe es bislang keine Anhaltspunkte.
       
       1 Dec 2011
       
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