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       # taz.de -- Welt-Aids-Bericht 2011: Weniger Aidstote - dafür mehr Kranke
       
       > Das UN-Aidsbekämpfungsprogramm UN-Aids konstatiert einen Rückgang bei
       > Neuinfektionen. Fortschritte gibt es in Afrika, schlechtere Zahlen etwa
       > in Osteuropa.
       
   IMG Bild: Werbekampagne für "safer sex" in Soweto. Südafrika ist das weltweit von Aids am stärksten betroffene Land.
       
       BERLIN taz | Weil weniger Menschen an Aids sterben, leben mehr Menschen
       damit. Zu diesem Schluss kommt das UN-Aidsbekämpfungsprogramm UN-Aids in
       seinem am Montag vorgestellten Jahresbericht 2011. Die Zahl der Aidstoten
       sei im Jahr 2010 auf rund 1,8 Millionen gefallen; fünf Jahre vorher seien
       es noch 2,2 Millionen gewesen.
       
       Entsprechend mehr Menschen, die Aids haben oder den HI-Virus in sich
       tragen, sind heute am Leben: rund 34 Millionen, mehr als je zuvor,
       Korrekturen früherer zu hoher Schätzungen eingerechnet.
       
       Als Lichtblick hebt UN-Aids den Rückgang der Neuinfektionen hervor. 2,7
       Millionen Menschen infizierten sich dem Bericht zufolge im Jahr 2010 mit
       dem HI-Virus - 1997 waren es noch 3,4 Millionen.
       
       In Afrika südlich der Sahara steckten sich 2010 über ein Viertel weniger
       Menschen an als 1997. In Südafrika, dem am schlimmsten betroffenen Land
       weltweit, waren es ein Drittel weniger. Starke Rückgänge verzeichnen
       beispielsweise Simbabwe und Kambodscha.
       
       Nach wie vor konzentriert sich die Aidspandemie auf Afrika, mit 70 Prozent
       aller Neuinfektionen, 68 Prozent aller HIV-Infizierten und Aidskranken und
       66 Prozent aller Aidstoten, insgesamt 1,2 Millionen. Allein zwischen 2009
       und 2010 stieg der Verbreitungsgrad von Aidsmedikamenten in Afrika südlich
       der Sahara um ein Fünftel.
       
       ## Schlusslicht Sudan
       
       In armen Ländern weltweit hatten Ende 2010 47 Prozent der Bevölkerung
       Zugang zu Aidsmedikamenten, gegenüber 39 Prozent ein Jahr vorher. In Afrika
       liegen Botswana, Namibia und Ruanda an der Spitze. Kongo, Somalia und Sudan
       sind Schlusslichter.
       
       Wie in vergangenen Jahren haben sich auch diesmal die Zahlen in Osteuropa
       und Zentralasien am stärksten verschlechtert, mit einer Verdreifachung der
       Infektionsrate seit 2001, während sie überall sonst fast gleich geblieben
       oder gesunken sind. In Osteuropa und Zentralasien starben im Jahr 2001
       7.800 Menschen an Aids und im Jahr 2010 90.000. In Westeuropa sank die Zahl
       der Todesfälle im gleichen Zeitraum von 10.000 auf 9.900.
       
       Die Anstrengungen dürften jetzt nicht nachlassen, mahnt UN-Aids. "In den
       nächsten fünf Jahren können kluge Investitionen dazu führen, dass die
       Vision von null Neuinfektionen, null Diskriminierung und null Aidstoten
       erreicht wird."
       
       21 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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