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       # taz.de -- Bundesbank kritisiert Steuersenkungen: Ausgeglichener Haushalt ist wichtiger
       
       > In ihrem Monatsbericht erwartet die Bundesbank im nächsten Jahr nur ein
       > Wirtschaftswachstum von bis zu einem Prozent. Sie warnt aber davor, den
       > Schuldenabbau zu vernachlässigen.
       
   IMG Bild: Vorerst erwartet die Bundesbank keine wesentlichen Verschlechterungen auf dem Arbeitsmarkt.
       
       FRANKFURT/MAIN dapd | Die Bundesbank hat die Beschlüsse der
       Regierungskoalition aus CDU, CSU und FDP zu Steuersenkungen und
       Betreuungsgeld kritisiert. Die deutsche Haushaltspolitik müsse "auf einen
       zeitnahen Defizitabbau ausgerichtet sein", schrieb die Zentralbank in ihrem
       am Montag in Frankfurt am Main veröffentlichten Monatsbericht November
       2011. Steuermehreinnahmen sollten nicht für neue Ausgaben genutzt werden,
       sondern um "das Mittelfristziel eines strukturell (annähernd) ausgeglichen
       Staatshaushalts früher zu erreichen".
       
       Für das Jahr 2012 erwartet die Bundesbank in Deutschland ein
       Wirtschaftswachstum von nur noch 0,5 bis 1,0 Prozent. Da voraussichtlich
       der private Verbrauch im Inland die Konjunktur stützen dürfte, seien keine
       wesentlichen Verschlechterungen auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten.
       
       Allerdings belasteten die "externen Störeinflüsse, die sich in der um sich
       greifenden Stimmungseintrübung niedergeschlagen haben", inzwischen die
       realwirtschaftliche Aktivität in Deutschland erkennbar. Sie würden
       voraussichtlich die kommenden Monate prägen.
       
       "Damit steigt auch das Risiko, dass die Binnenkonjunktur an Festigkeit
       einbüßt", erklärte die Bundesbank. Sollte sich die Staatsschuldenkrise in
       Europa spürbar verstärken, sei auch "eine ausgeprägte Schwächephase nicht
       auszuschließen". Die Schuldenkrise führe zu Unsicherheit bei Verbrauchern
       und Unternehmen.
       
       "Dabei überlagern Zweifel an der Problemlösungskompetenz der nationalen
       Finanz- und Wirtschaftspolitik mitunter günstigere wirtschaftliche
       Fundamentaldaten und Rahmenbedingungen", erläuterten die Notenbanker.
       
       Nachlassende Teuerung, stark expansiv ausgerichtete Geldpolitik in den
       Industrieländern sowie nach wie vor robustes Nachfragewachstum in den
       Schwellenländern stellten "grundsätzlich gewichtige globale Auftriebskräfte
       auch in den kommenden Monaten" dar.
       
       Einmal mehr mahnte die Notenbank die Politik, rasch Lehren aus der Krise zu
       ziehen: "Die jüngste Zuspitzung der Krise verdeutlicht, dass eine
       Richtungsentscheidung über den zukünftigen Rahmen der Währungsunion nicht
       aufgeschoben werden kann, soll eine weitere Eskalation vermieden werden."
       
       Die Bundesbank warnte jedoch davor, die gemeinschaftliche Haftung der
       Staaten auszuweiten, ohne gleichzeitig die Eingriffsrecht Brüssels in die
       nationalen Haushalte deutlich zu stärken. Ein solcher Weg erhöhe "die
       Gefahr unsolider Staatshaushalte, und auch das Konfliktpotenzial mit einer
       stabilitätsorientierten Geldpolitik nimmt deutlich zu".
       
       21 Nov 2011
       
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