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       # taz.de -- Asean-Konferenz: China will Asien ohne Amerika
       
       > Vor dem Ostasiengipfel am Wochenende wettert Peking gegen "Einmischung".
       > Und verlangt "Solidarität" angesichts der komplexen Weltlage.
       
   IMG Bild: Barack Obama mit Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono und dessen Ehefrau.
       
       PEKING taz | Es war keine gute Woche für Chinas Diplomaten - während es für
       die amerikanischen Kollegen hervorragend zu laufen schien. US-Präsident
       Barack Obama und seine Außenministerin Hillary Clinton wiederholten bei
       ihren Besuchen in Australien, Indonesien und auf den Philippinen ihr neues
       Mantra: Asien wird immer wichtiger im Weltgefüge, und die Amerikaner werden
       weiter dabei sein.
       
       Am Donnerstag hatte Obama vor dem australischen Parlament seine
       "strategische Entscheidung" verkündet, die USA würden künftig "eine größere
       und langfristige Rolle in der Gestaltung dieser Region und ihrer Zukunft"
       spielen: "Die USA sind eine Pazifikmacht, und wir sind hier auf Dauer."
       
       Die Ankündigung fällt in eine Zeit, in der die chinesische Regierung ihren
       Einfluss in der Region zu festigen versucht. Peking und mehrere asiatische
       Staaten streiten sich, wem diverse Inseln und Atolle im Südchinesischen
       Meer gehören. Der Streit um die Seegrenzen, so fürchtet die chinesische
       Regierung, dürfte auch den Ostasiengipfel am Wochenende auf der
       indonesischen Insel Bali überschatten.
       
       An dem Treffen, an dem traditionell die zehn südostasiatischen
       Asean-Staaten plus China, Japan und Südkorea teilnehmen, sind in diesem
       Jahr erstmals auch die USA geladen.
       
       Chinas Premierminister Wen Jiabao erklärte am Freitag nach seiner Ankunft
       auf Bali, man solle sich auf Wirtschaftsfragen konzentrieren und sich nicht
       von "allen möglichen Einmischungen" ablenken lassen. Angesichts der
       komplexen politischen und wirtschaftlichen Weltlage sollten die
       bevorstehenden Begegnungen der ostasiatischen Führer "der Solidarität,
       Entwicklung und Kooperation Vorrang einräumen", erklärte Wen laut der
       amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.
       
       Weniger zurückhaltend reagierten Kommentatoren in den Staatsmedien, die vor
       bösen Konsequenzen warnten, falls die USA "mit dem Feuer spielten" und sich
       in Probleme zwischen asiatischen Staaten hineindrängten.
       
       Der amerikanische Schwenk nach Asien hatte bereits im vergangenen Jahr
       begonnen, als US-Außenministerin Clinton auf einem Gipfel in Hanoi
       erklärte, die USA seien bereit, im Streit um Inseln und Einflusszonen im
       Westpazifik als Garantiemacht für einen freien Zugang zu den wichtigen
       Schifffahrtsrouten in der Region aufzutreten. Chinesische Politiker und
       Militärs verdächtigen die USA allerdings, China kleinhalten zu wollen.
       Peking will verhindern, dass die Konflikte seines Landes mit anderen
       Staaten vor internationalen Gremien debattiert werden.
       
       Zu den Kernproblemen zählt Pekings Anspruch auf riesige Meeresgebiete: Auf
       chinesischen Landkarten macht die Grenzlinie im Südchinesischen Meer eine
       gewaltige Schleife bis an die Küsten malaysischer, philippinischer und
       indonesischer Inseln. Die Grenzstreitigkeiten in einem Meer, durch das ein
       Drittel der weltweiten Warentransporte verschifft werden, führten zuletzt
       häufig zu Zwischenfällen, an denen Fischerboote, Küstenwachen, Gas- und
       Ölexplorationsschiffe und Militär beteiligt waren.
       
       18 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jutta Lietsch
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
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