# taz.de -- Polizeibehörde und Naziszene: Fahnder fotografierten Nazi-Terroristen
> Zielfahnder des Landeskriminalamtes Thüringen spürten die Terroristen des
> NSU bereits drei Jahre nach ihrem Abtauchen aufauf. Warum folgten keine
> Taten?
IMG Bild: Uwe Boehnhardt (l.) und Uwe mundlos (r.), hier 1996, wurden auch nach ihrem Untertauchen 1998 noch von Thüringer Zielfahndern fotografiert.
BERLIN taz | Beamte des Landeskriminalamts Thüringen (LKA) haben Uwe
Böhnhardt und Uwe Mundlos drei Jahre nach deren Untertauchen im sächsischen
Chemnitz aufgespürt.
Wie die taz aus Sicherheitskreisen erfuhr, wurden die beiden mutmaßlichen
rechtsextremen Terroristen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" von
den Thüringer Zielfahndern sogar fotografiert. Die Bilder sollen noch in
den entsprechenden Akten vorhanden sein.
In welchem Zusammenhang die Observationsbilder geschossen wurden und
weshalb daraufhin keine Festnahme erfolgte, ist unklar. Es heißt,
Ermittlungsbehörden in Thüringen hätten auf die Frage der Zielfahnder, ob
es sich bei den Abgebildeten um Böhnhardt und Mundlos handele, nicht
reagiert. Das Landeskriminalamt Thüringen wollte am Donnerstag keine
Stellung zu dem Vorfall nehmen.
Zielfahnder suchen für Landes- oder Bundeskriminalamt - wenn nötig weltweit
- nach Schwerverbrechern. So gelang es Spezialbeamten des Thüringer LKA
etwa im Jahr 2000 den wegen Mordes verurteilten Neonazi Hendrik Möbius im
US-Bundesstaat West Virginia aufzuspüren.
Dorthin hatte Möbius sich abgesetzt, nachdem man ihm nach seiner
Haftverbüßung wegen erneuter Straffälligkeit zurück ins Gefängnis stecken
wollte. Die Thüringer Ermittler observierten Möbius wochenlang und ließen
ihn schließlich von US-Marshals verhaften.
Weshalb auf die Observation der beiden rechtsextremen Terroristen Böhnhardt
und Mundlos keine Taten der Ermittler folgten, wird jetzt in Thüringen
untersucht werden müssen.
18 Nov 2011
## AUTOREN
DIR Paul Wrusch
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