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       # taz.de -- Diskussion um Neonazi-Terrorbande: Koalition debattiert NPD-Verbot
       
       > Auf dem CDU-Parteitag fordert Bundeskanzlerin Merkel ein neues
       > NPD-Verbotsverfahren. Spitzenpolitiker der CSU und FDP geben sich
       > skeptisch.
       
   IMG Bild: Die Neonazis sollen einpacken, findet inzwischen auch die Kanzlerin.
       
       BERLIN rtr | Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat
       vor Schnellschüssen bei dem Versuch die neonazistische NPD zu verbieten,
       gewarnt. "Bevor wir über ein neues NPD-Verbotsverfahren nachdenken, muss
       klar sein, dass es nicht scheitert", sagte die FDP-Politikerin der Passauer
       Neuen Presse. Zuvor hatten sich beim CDU-Parteitag in Leipzig
       Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Parteispitze dafür ausgesprochen, die
       Erfolgsaussichten eines solchen Verfahrens zu prüfen.
       
       "Terrorismus im rechtsextremen Bereich ist eine Schande, das ist beschämend
       für Deutschland", sagte die Kanzlerin. Bund und Länder sollten in der
       Arbeitsgruppe, die über das Für und Wider eines neuerlichen
       NPD-Verbotsverfahrens berät, die Erfolgsaussichten für einen Verbotsantrag
       prüfen, hieß es in einem Antrag für den Parteitag.
       
       Ein erster NPD-Verbotsantrag von Regierung, Bundestag und Bundesrat war
       2003 vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert. Die Richter äußerten
       sich damals kritisch über die massive Unterwanderung der NPD durch V-Leute
       der diversen Verfassungsschutz-Behörden. Als Konsequenz müsste der
       Verfassungsschutz daher im Falle eines neuen Verfahrens wohl seine V-Leute
       aus der Parteispitze abziehen. Die NPD gilt als bestens überwacht, während
       des Problem im Fall der Zwickauer Zelle offenbar war, dass sie sich nicht
       auf dem Radar der Behörden befand.
       
       Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich äußerte sich zurückhaltend zu
       einem neuen NPD-Verbotsverfahren. Es gebe die Grundproblematik, "dass ein
       NPD-Verbotsverfahren nach den Vorgaben, die das Bundesverfassungsgericht
       uns gemacht hat, ein Abschalten der Quellen (...) verlangen würde", sagte
       der CSU-Politiker. "Das führt dazu, dass viele der Auffassung sind: Dafür
       ist das Risiko zu hoch". Andererseits gebe es auch unter den
       Länderinnenministern Rufe nach einem Verbotsverfahren. Daher befasse sich
       die Arbeitsgruppe der Innenministerkonferenz damit.
       
       Das Neonazi-Terroristentrio soll mindestens zehn Morde an Menschen mit
       Migrationshintergrund und einer Polizistin begangen haben. Der offenbar
       rechtsextremistische Hintergrund der Mordserie zwischen 2000 und 2007 war
       den Ermittlern nicht aufgefallen und kam erst ans Licht, als Anfang
       November zwei Mitglieder der Zelle in einem Wohnmobil in Eisenach
       Selbstmord begingen und später in ihrer Zwickauer Wohnung die Tatwaffen
       entdeckt wurden. Gegen eine mutmaßliche Komplizin erließ der
       Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof am Sonntag Haftbefehl.
       
       15 Nov 2011
       
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