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       # taz.de -- Apec-Gipfel auf Hawaii: Die USA wollen noch mehr Freihandel
       
       > Beim Apec-Gipfel werben die USA bei den asiatischen und pazifischen
       > Ländern für eine gemeinsame Freihandelszone. China, Russland und Südkorea
       > bleiben dabei außen vor.
       
   IMG Bild: Gruppenbild mit Dame: Austrialiens Premierministerin Julia Gillard behauptet sich gegen 20 Herren.
       
       BERLIN taz | Die 2008 in Doha geplante Liberalisierung des Welthandels gilt
       als gescheitert. Umso mehr drängen die Vereinigten Staaten auf
       Freihandelsabkommen auf bilateraler und regionaler Ebene. Das größte
       Projekt der US-amerikanischen Liberalisierer steht nun kurz vor seiner
       Vollendung: Auf dem Gipfel des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums
       (Apec) am vergangenen Wochenende auf Hawaii haben unter Federführung der
       USA zwölf Staaten angekündigt, dass sie an der sogenannten Transpazischen
       Partnerschaft (TPP) teilnehmen werden.
       
       Bereits beigetreten sind Chile, Neuseeland, Brunei und Singapur.
       Australien, Malaysia, Peru und Vietnam stehen kurz davor. Überraschend
       haben am Sonntag aber auch Kanada, Mexiko und Japan ihr Interesse bekundet.
       Kommt das Handelsbündnis in dieser Zusammensetzung zustande, würde es die
       größte Freihandelszone der Welt werden, vom Handelsvolumen rund 30 Prozent
       größer als die Europäische Union.
       
       Im Kern sieht das Abkommen vor allem den Abbau von Handelsbarrieren vor,
       darunter Zölle für Industrie- und Agrargüter, sowie eine Öffnung für
       Dienstleistungen und Investitionen. Die teilnehmenden Staaten verpflichten
       sich zudem zu weniger Regulierung. Und auch der Einfluss staatlicher
       Unternehmen soll deutlich begrenzt werden. Volkswirtschaften mit sehr hohem
       Anteil an Staatsbetrieben wie Südkorea und China wollen sich vor allem
       deswegen an dem Abkommen der US-Amerikaner nicht beteiligen. Auch Russland
       mit seiner verstaatlichten Energiewirtschaft hält sich heraus.
       
       Umso mehr überrascht die plötzliche Interessenbekundung Japans. Das in
       Handelsfragen noch immer verhältnismäßig abgeschottete Inselreich geht bei
       einer zunehmenden Liberalisierung ein hohes Risiko ein und gefährdet damit
       seine bisherige Wirtschaftsstruktur.
       
       Angestoßen hatte die Initiative ursprünglich die US-Regierung - damals noch
       unter den republikanischen Freihandelsideologen unter George Bush. Doch
       auch Demokrat Barack Obama setzt auf liberalisierte Märkte. Dabei ist die
       US-Industrie bereits der größte Leidtragende des Freihandels. Vor allem im
       Handel mit asiatischen Ländern haben die Vereinigten Staaten sehr viele
       Federn lassen müssen. Mit China etwa hat sich das Handelsbilanzdefizit der
       USA seit 1999 alle vier Jahre verdoppelt. Dieser Entwicklung ungeachtet
       kündigte Obama beim Apec-Gipfel an, dass der Entwurf für einen rechtlichen
       Rahmen des TPP-Vertrags bereits im nächsten Jahr fertig sein werde. "Die
       Asien-Pazifik-Region ist für Amerikas Wirtschaftswachstum absolut
       entscheidend", verkündete Obama.
       
       Unabhängig vom TPP-Vertrag einigten sich alle vertretenen Länder auf dem
       Apec-Gipfel darauf, die Zölle für sogenannte grüne Produkte abzubauen.
       Diese dürften nach dem Jahr 2015 fünf Prozent nicht übersteigen - und da
       sind auch China und Südkorea mit dabei.
       
       14 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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