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       # taz.de -- Haftbefehl gegen Holger G. erlassen: Wer ist der vierte Mann?
       
       > Viele Fragen ranken sich um den Terror des Nazi-Trios. Auch, welche Rolle
       > der mutmaßlichen Helfer Holger G. spielte. Langsam wird klar: G. war den
       > Behörden bekannt.
       
   IMG Bild: Der mutmaßliche Rechtsextremist Holger G. bei seiner Vorführung vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe am Montag.
       
       HAMBURG taz/dapd | Im beschaulichen Lauenau im Süden Niedersachsens lebte
       er unauffällig; in der rechtsextremen Szene galt er als Mitläufer. Seit
       Montag aber verdichten sich die Fakten, dass Holger G. eng mit dem
       Neonazi-Trio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Z. zusammengearbeitet
       hat. Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe hat
       am Montagabend nun Haftbefehl gegen Holger G. wegen Verdachts der
       Unterstützung einer terroristischen Vereinigung erlassen.
       
       Schon am Wochenende war bekannt geworden, dass Holger G. dem Trio geholfen
       hat. Seit Montag geht Griesbaum davon aus, dass er im Januar 2007 dem Trio
       seinen Führerschein und vier Monate später seinen Reisepass überließ. Nach
       den neuen Indizien soll er auch das Wohnmobil gemietet haben, das Uwe
       Mundlos und Uwe Böhnhardt zur Flucht bei Banküberfällen genutzt haben und
       in dem sie sich offenbar erschossen haben.
       
       Nach seinem Umzug nach Hannover schloss sich G., der wie das Trio aus
       Thüringen stammt, dem Vernehmen nach erst der "Kameradschaft 77" und später
       der äußerst militanten Gruppierung "Freie Nationalisten Hannover" an.
       
       Der niedersächsische Verfassungsschutz scheint Holger G. aber kaum
       wahrgenommen zu haben. Behördenchef Hans-Werner Wargel räumte allerdings
       ein: "Wir haben keine personenbezogenen Akten über ihn geführt. Wir haben
       seinen Namen aber im Keller in alten Papierakten über die rechtsextreme
       Szene gefunden".
       
       Aussagen, die der grüne Landtagsabgeordnete Helge Limburg so nicht stehen
       lassen will: "Der niedersächsische Verfassungsschutz muss erklären, warum
       er trotz kontinuierlichem Stellenzuwachs, trotz immer mehr Mittel und immer
       mehr Befugnissen keinerlei Hinweise auf die rechtsterroristischen
       Aktivitäten in Niedersachsen hatte." Noch 2009 habe die Landesregierung auf
       eine Anfrage der Grünen geantwortet, dass es keinerlei Hinweise auf
       rechtsterroristische Aktivitäten oder geplante Straftaten mit Waffen gebe.
       
       Für diesen Mittwoch haben die Grünen eine umfassende Unterrichtung des
       zuständigen Landtagsausschusses beantragt. "Es wird zu prüfen sein, ob die
       starke Konzentration der letzten Jahre auf vermeintlichen Linksextremismus
       und Islamismus zu einer Vernachlässigung der Beobachtung der rechten Szene
       geführt hat", sagt Limburg.
       
       15 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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