# taz.de -- "Rote Liste" der Weltnaturschutzunion: Immer mehr bedrohte Tiere
> Die Zahl der bekannten vom Aussterben bedrohten Arten stieg in einem Jahr
> um 10 Prozent – es wurden aber auch mehr Tiere und Pflanzen erfasst als
> 2010. Säugetiere sind besonders gefährdet.
IMG Bild: Seltene Erfolgsgeschichte: Die Zahl der wild lebenden Breitmaulnashörner ist auf inzwischen 20.000 gestiegen. Dieses kleine Ding lebt allerdings im Erfurter Zoo.
GLAND/BERLIN dpa | Die Zahl der bekannten vom Aussterben bedrohten Arten
hat sich binnen eines Jahres um gut 300 auf 3.879 erhöht.
Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat für ihre am Donnerstag veröffentlichte
Neubewertung der Roten Liste allerdings mit 61.900 Arten auch weit mehr
Tiere und Pflanzen erfasst als noch 2010. Damit werde die Aufstellung immer
mehr zu einem umfassenden "Barometer des Lebens", hieß es in der Mitteilung
der IUCN.
"Dieses Update zeigt beides, gute und schlechte Nachrichten, zum Status
vieler Arten weltweit", wurde Jane Smart, Direktorin des IUCN Global
Species Programme, zitiert. Jedes vierte Säugetier ist der Liste zufolge
gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Schlimm sei die
Situation etwa bei den Nashörnern: Das westliche Spitzmaulnashorn sei nun
auch offiziell für ausgestorben erklärt, die Unterart nördliches
Breitmaulnashorn werde als möglicherweise ausgestorben geführt.
"Die Rote Liste ist so etwas wie die Fieberkurve unserer Artenvielfalt und
sie zeigt, dass es dem Patienten immer schlechter geht", erklärte Stefan
Ziegler, Artenschutzexperte beim WWF Deutschland, in einer Mitteilung. "Es
gelingt nicht einmal, den Artenschwund zu verlangsamen. Ganz im Gegenteil
geht es immer mehr Arten an den Kragen."
Es gebe aber auch Erfolgsgeschichten, hieß es bei der IUCN. So sei der
Bestand der südlichen Breitmaulnashörner von rund 100 zum Ende des 19.
Jahrhunderts auf mehr als 20.000 angewachsen. Auch von den
Przewalski-Pferde lebten wieder mehr als 300 in freier Wildbahn. Sie seien
auf "stark gefährdet" herabgestuft worden. "Diese Erfolge zeigen, dass sich
der Aufwand lohnt und in der Wildnis ausgestorbene oder stark bedrohte
Tierarten gerettet werden können", so Ziegler.
Alarmierend sei weiter vielfach die Situation bei den Reptilien, teilte die
IUCN mit. Auf Madagaskar seien mittlerweile 40 Prozent der landlebenden
Reptilien-Arten gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht.
Neben Wirbeltieren sind weltweit auch viele Pflanzen betroffen. Die
chinesische Wasserfichte etwa war früher weit verbreitet in China und
Vietnam. Sie wurde nun als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Ursache sei
vor allem die Umwandlung von Wald in Ackerfläche, hieß es.
10 Nov 2011
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