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       # taz.de -- Athen bekommt neue Regierung: Papademos, Petsalnikos, Kaklamanis?
       
       > Sozialisten und Konservative werden die griechische Übergangsregierung
       > bilden. Wer sie anführen wird, ist weiter unklar - aber nicht mehr lange.
       
   IMG Bild: George Papandreou berät mit seinen Ministern in Athen.
       
       ATHEN dpa/rtr/afp | Nach tagelangem Ringen soll die griechische
       Übergangsregierung am Mittwoch vorgestellt werden, die das Land vor dem
       drohenden Staatsbankrott bewahren soll.
       
       Ein Vertreter der Regierung in Athen sagte in der Nacht vor Journalisten,
       Ministerpräsident Giorgos Papandreou werde gegen Mittag Präsident Karolos
       Papoulias treffen. Anschließend würden die Parteispitzen zusammenkommen und
       danach die neue Koalition vorgestellt. Weitere Details wurden nicht
       bekannt.
       
       Die neue Regierung soll sowohl von den Sozialisten als auch von den
       Konservativen unterstützt werden. Über den Posten des neuen Regierungschefs
       wurde in der Nacht weiter gefeilscht. Als aussichtsreichster Kandidat für
       den Posten hatte lange Zeit der frühere Vizepräsident der Europäischen
       Zentralbank, Lucas Papademos, gegolten.
       
       In der Nacht zum Mittwoch wendete sich das Blatt jedoch. Nach Informationen
       der Online-Zeitung "[1][tovima.gr]" wollten die Sozialisten den bisherigen
       Parlamentspräsidenten Filippos Petsalnikos als neuen Ministerpräsidenten
       vorschlagen. Auch der frühere Parlamentspräsident Apostolos Kaklamanis
       wurde als ein möglicher Kandidat genannt.
       
       Nach übereinstimmenden Medienberichten soll Finanzminister Evangelos
       Venizelos sich gegen eine Nominierung des früheren EZB-Vizepräsidenten
       Papademos ausgesprochen haben, weil er selbst die Finanzpolitik der
       künftigen Regierung bestimmen wollte. Wie es hieß, galt es auch nicht als
       ausgeschlossen, dass Venizelos selbst das Amt des Regierungschefs
       übernehmen könnte.
       
       ## Kein weißer Rauch in Athen
       
       Das Tauziehen um die Bildung der Übergangsregierung schien am Dienstag
       eigentlich schon entschieden zu sein. Dann sorgten jedoch immer neue
       Komplikationen in den Verhandlungen für weitere Verzögerungen. Bis
       Mitternacht brannte das Licht im Büro des noch amtierenden
       Ministerpräsidenten Papandreou. "Weißer Rauch" stieg aber nicht auf,
       berichteten Reporter vor Ort.
       
       Papademos soll nach übereinstimmenden Informationen der griechischen Presse
       darauf bestanden haben, die volle Kontrolle über seine Regierung zu haben
       und nicht ein "ferngesteuerter" Ministerpräsident der beiden großen
       Parteien des Landes, der Sozialisten und der Konservativen, zu werden.
       
       Zudem soll Papademos mehr Zeit gefordert haben, um das komplizierte Spar-
       und Stabilisierungsprogramm in die Tat umzusetzen. Papademos wandte nach
       diesen Berichten ein, dass das Programm bis zum vorläufigen Datum der
       Neuwahlen am 19. Februar nicht in seinem vollen Umfang unter Dach und Fach
       gebracht werden könne.
       
       ## Ohne "vollkommene Klarheit" kein Geld
       
       Die Gespräche zur Bildung der neuen Regierung dauern seit Sonntag an. Die
       beiden Spitzenpolitiker des Landes, der Sozialist Papandreou und der
       Konservative Antonis Samaras, hatten sich unter Vermittlung des
       Staatspräsidenten Papoulias darauf geeinigt, eine Übergangsregierung zu
       bilden. Sie soll das Hilfsprogramm für Griechenland unter Dach und Fach
       bringen.
       
       Das Land steht unter Zeitdruck. EU-Währungskommissar Rehn sagte in Brüssel,
       es sei "wesentlich", dass sich eine neue griechische Regierung
       "unmissverständlich schriftlich" zu den beim EU-Gipfel getroffenen
       Beschlüssen bekenne. Eine sechste Tranche der Griechenland-Hilfen in Höhe
       von acht Milliarden Euro könne nur ausgezahlt werden, wenn es "vollkommene
       Klarheit" darüber gebe, dass Athen sich an die Vorgaben halte.
       
       9 Nov 2011
       
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