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       # taz.de -- Generationswechsel bei US-Konzern: Erste Frau an der Spitze von IBM
       
       > IBM-Konzernboss Palmisano tritt ab. Seine Nachfolgerin wird Virginia
       > Rometty. Die ehemalige Verkaufs- und Marketingchefin ist die erste Frau
       > an der Spitze des Unternehmens.
       
   IMG Bild: IBM-Chef S. Palmisano und seine designierte Nachfolgerin V. Rometty.
       
       ARMONK/USA dapd/dpa | Der US-Technologiekonzern IBM bekommt zum ersten Mal
       in der 100-jährigen Geschichte des Unternehmens eine Chefin: Sam Palmisano
       räumt nach zehn Jahren an der Spitze des Konzerns mit rund 430.000
       Mitarbeitern seinen Stuhl und übergibt die Führung an Virginia "Ginni"
       Rometty.
       
       Der Schritt kam überraschend, Palmisano hatte bisher Vermutungen über
       seinen bevorstehenden Rückzug als reine Spekulation zurückgewiesen. Er wird
       nun Chef des Aufsichtsrats.
       
       Rometty war bisher Chefin der Abteilungen Verkauf und Marketing des
       Konzerns mit Sitz in Armonk im US-Staat New York. Palmisano erklärte am
       Dienstag (Ortszeit) in einer Stellungnahme, Rometty habe einige der
       wichtigsten Geschäftsbereiche von IBM geführt und die Entwicklung der
       Geschäfte mit Unternehmensdienstleistungen entscheidend vorangebracht.
       
       Die 54-Jährige war verantwortlich für die Übernahme des
       Consulting-Geschäfts von PricewaterhouseCoopers im Jahr 2002, das als
       wichtiges Element der Erfolgsstrategie von IBM gilt, die seither vielfältig
       kopiert wird. Sie ist "mehr als eine hervorragende Vorstandsvorsitzende",
       erklärte Palmisano. Sie bringe Leidenschaft für die Mitarbeiter und die
       Zukunft des Konzerns mit.
       
       Noch im vergangenen Jahr hatte Palmisano vor seinem 60. Geburtstag
       Spekulationen über seinen Rücktritt eine Absage erteilt und erklärt, er
       gehe nirgendwohin. Es gebe bei IBM keine formelle Regelung, nach der
       Vorstandsvorsitzende ab einem bestimmten Alter in Rente gehen müssten.
       Allerdings galt im Konzern traditionell ein Rentenalter von 60 Jahren.
       
       "Sam hat uns vor allem beigebracht, niemals damit aufzuhören, IBM neu zu
       erfinden", sagte Rometty am Dienstag am Firmensitz in Armonk im
       US-Bundesstaat New York. Palmisano war Anfang 2002 zum IBM-Chef
       aufgestiegen und drückte dem Unternehmen seinen Stempel auf: Er verkaufte
       nacheinander das angestammte Geschäft mit PCs, Druckern und Festplatten und
       steckte die Erlöse in den Zukauf von Softwarefirmen sowie in den Ausbau des
       Servicegeschäfts.
       
       ## Zweitgrößte Technologiefirma der Welt
       
       Der Umbau war erfolgreich. Heute ist IBM ein Koloss mit einem Jahresumsatz
       von 100 Milliarden Dollar und einer Börsenbewertung von mehr als 250
       Milliarden Dollar. Damit ist das Computer-Urgestein, das in diesem Jahr
       seinen 100. Geburtstag gefeiert hat, mehr wert als Google oder Microsoft
       und wird unter den Technologiefirmen nur noch von Apple übertroffen.
       
       Analysten zeigten sich zufrieden mit dem Führungswechsel. So erklärte Bobby
       Cameron von Forrester Research, Rometty sei an neuen Technologien
       interessiert und nicht an den etablierten Erfolgsmodellen. Sie sei die
       ideale Wahl, um Palmisanos Arbeit fortzusetzen. Palmisano habe ähnliche
       Eigenschaften. "Ich glaube, alles bleibt wie gehabt, und ich glaube, das
       ist eine gute Sache", sagte Cameron.
       
       Mit ihrer Berufung steigt Rometty in den kleinen Kreis von Frauen auf, die
       US-Konzerne leiten. Dazu zählen sonst noch Indra Nooyi beim Getränkemulti
       Pepsi, Ellen Kullman beim Chemieriesen DuPont, Ursula Burns beim
       Druckerhersteller Xerox oder Meg Whitman bei Hewlett-Packard.
       
       Die IBM-Aktie fiel nach der Ankündigung im nachbörslichen Handel um 1,16
       Dollar oder 0,06 Prozent auf 179,20 Dollar.
       
       26 Oct 2011
       
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   DIR Schwerpunkt Occupy-Bewegung
       
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