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       # taz.de -- Kommentar Iran und Regisseur Jafar Panahi: Kreativität als Verbrechen
       
       > 20 Jahre Berufsverbot, 6 Jahre Haft: Der iranische Regisseur Jafar Panahi
       > muss ins Gefängnis, trotz internationalen Protests. Jetzt muss sein
       > Schicksal sorgsam verfolgt werden.
       
       Als Jafar Panahi im Sommer nicht zum Filmfestival nach Cannes reisen
       durfte, meldete er sich aus seinem Hausarrest - mit einer, nennen wirs
       ,Filmsache' - zu Wort: "This is not a film". So lautete der beredt
       surrealistische Titel. In diesem Nicht-Film dokumentiert Panahi ein
       Telefonat mit seiner Anwältin.
       
       Die ging damals davon aus, dass das 20-jährige Berufsverbot gegen ihren
       Mandanten aufgehoben und die sechsjährige Haftstrafe zumindest reduziert
       würde. "Also kann ich schon mal meine Koffer packen und an die Tür
       stellen?" Panahi hat sich im Griff, der Schock zeichnet sich trotzdem auf
       seinem Gesicht ab. Ja, erläutert die Frauenstimme kühl, es gäbe in der
       letzten Zeit keine Fälle, bei denen das Urteil komplett revidiert worden
       wäre. Panahi schluckt trocken.
       
       Die Familie meldet nun, dass Panahi unmittelbar vor der Inhaftierung stehe;
       das Berufsverbot wurde nicht nach unten korrigiert. Alles kommt also noch
       schlimmer als erwartet. Der Arabische Frühling hat die Machthaber im Iran
       weiter brutalisiert. Unerbittlich führt das Regime seinen Kampf gegen alle,
       deren Interessen es nicht bedienen mag oder kann und die noch nicht hirntot
       sind.
       
       Panahi hatte ja nur vor, einen Film zur grünen Bewegung zu drehen. Man kann
       es sich gar nicht oft genug klarmachen: Bereits die Möglichkeit, dass er
       schmerzhafte Fragen aufwerfen könnte, reichte aus, um ihn in seiner
       beruflichen Existenz zu vernichten.
       
       International gab es einige Bemühungen, das skandalöse Urteil
       breitenwirksam zu verurteilen. Umsonst. Umso wichtiger ist es jetzt, sich
       dem Willen des Regimes nicht zu beugen und das Schicksal dieses Künstlers
       weiter sorgsam zu verfolgen. Auch wenn das jetzt richtig schwierig wird.
       Doch das letzte Wort über die Zukunft eines Regimes, das so brutal gegen
       jedwede kreative Regung vorgehen muss, ist noch nicht gesprochen.
       
       16 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ines Kappert
       
       ## TAGS
       
   DIR Jafar Panahi
       
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