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       # taz.de -- Krankenkassen kontra Pharmaindustrie: Eine Schiedsstelle soll's richten
       
       > Pharmaindustrie und Kassen einigen sich über Preis-Regeln, lassen aber
       > den wichtigsten Punkt aus: An welchen Ländern sich die Preise orientieren
       > sollen.
       
   IMG Bild: Wenigstens günstig sollen die Pillen sein.
       
       BERLIN taz | Neun Monate lang hatten die Chefunterhändler der
       Pharmaindustrie und der gesetzlichen Krankenkassen miteinander gerungen –
       um die Spielregeln für künftig gesetzlich vorgeschriebene
       Preisverhandlungen bei neuen Arzneimitteln. Am Freitag teilten Industrie-
       und Kassenverbände gemeinsam mit, sich in zwei großen Streitpunkten
       geeinigt zu haben.
       
       Klar ist jetzt, was eine "zweckmäßige Vergleichstherapie" sein soll, an
       deren Kosten sich der Erstattungsbetrag des neuen Medikaments auch
       orientieren soll: Es ist jeweils das Medikament, das bereits bei der
       Bewertung des Zusatznutzens zum Vergleich diente. Im Zweifel also auch
       Generika, die billiger sind als patentgeschützte Mittel – eine Regelung,
       gegen die sich die Arzneimittelhersteller gewehrt hatten.
       
       Ob im Nachhinein der Preis geändert werden kann, wenn deutlich weniger oder
       mehr Einheiten eines Medikaments verschrieben werden als erwartet, soll im
       Einzelfall entschieden werden. Damit wird der Grundkonflikt freilich nicht
       gelöst, sondern nur zeitlich verlagert: Die Kassen fordern, dass eine
       Überschreitung der erwarteten Verordnungsmenge zu niedrigeren Preisen
       führen müsse. Die Industrie ist hierzu bereit, will aber im Gegenzug, dass
       bei Mengenunterschreitung die Preise steigen.
       
       Ungelöst bleibt der größte Knackpunkt: Welche europäischen Länder dürfen
       als Vergleich für die Herstellerabgabepreise herangezogen werden? Alle, in
       denen das Medikament zugelassen ist? Oder nur jene mit ähnlichem
       Preisniveau wie Deutschland? Hierüber entscheidet nun binnen drei Monaten
       eine Schiedsstelle. Darin: Exabteilungsleiter des Gesundheitsministeriums,
       Ärzte- und Kassenvertreter sowie Unparteiische – ausgesucht von Kassen und
       Industrie.
       
       14 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heike Haarhoff
   DIR Heike Haarhoff
       
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   DIR Pharmaindustrie
       
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