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       # taz.de -- Kommentar Gefangenentausch Nahost: Zwei strahlende Sieger
       
       > Die Befreiung Gilad Schalits dürfte der größte politische Triumpf des
       > israelischen Premiers Netanjahu sein. Aber auch die Hamas wird feiern:
       > Sie hat unnachgiebig verhandelt.
       
       Israels Ministerpräsident wird sich feiern lassen: Benjamin Netanjahu hat
       Gilad Schalit aus den Fängen der Hamas befreit und nach Hause geholt. Dies
       könnte der größte politische Triumph seiner Amtszeit sein.
       
       In der Welt ist seine rechtsradikale Regierung isoliert, selbst engste
       Freunde aus Deutschland und den USA misstrauen seinen leeren
       Versprechungen. Statt Frieden mit den Palästinensern verfolgt er eine
       konfrontative Siedlungspolitik. Im Inland steht seine Regierung für soziale
       Kälte, die die elementaren Bedürfnisse der weniger Begüterten ignoriert und
       deren Proteste von der Straße räumt.
       
       Da kommt die Heimkehr Schalits gerade recht. Das tragische Schicksal des
       gefangenen Soldaten hat die israelische Öffentlichkeit über Jahre in Atem
       gehalten. Es ist Netanjahu, der die Geschichte zu einem guten Ende gebracht
       hat. Damit kann er punkten.
       
       Aber Netanjahu ist nicht der einzige Sieger im jahrelangen Poker um den
       Gefangenenaustausch. Auch die Hamas darf sich die Freilassung von mehr als
       1.000 Palästinensern auf die Fahnen schreiben. Sie ist in den Verhandlungen
       hart geblieben und hat keine Abstriche gemacht. Das wird ihr in den Augen
       der Palästinenser hoch angerechnet.
       
       Diese Aufwertung der Hamas dürfte Netanjahu mit einem Augenzwinkern
       hingenommen haben. Sie bedeutet nämlich de facto auch eine Schwächung der
       Präsidentschaft von Mahmud Abbas, der von ähnlichen Erfolgen meilenweit
       entfernt ist. Man kann in dem jetzigen Deal durchaus auch eine kräftige
       Ohrfeige sehen, die Netanjahu Abbas dafür erteilt, dass dieser von seinem
       Antrag auf Aufnahme in die UN nicht hat lassen wollen.
       
       Die große Mehrheit der Israelis und Palästinenser dürfte aber zuallererst
       die Freilassung ihrer Gefangenen bejubeln. Wenigstens darin sind sich beide
       Völker einmal ähnlich.
       
       12 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Georg Baltissen
       
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